Nach jahrelangen Verhandlungen und Widerständen steht das Handelsabkommen zwischen der Europäischen Union und dem Mercosur erneut im Fokus. Die ursprüngliche Version des Abkommens, das bereits 1999 initiiert wurde, scheiterte zunächst an der Kritik einiger EU-Staaten. Besonders Bedenken hinsichtlich des Umweltschutzes im Amazonasgebiet, die als verdeckter Schutz für europäische Rinderzüchter interpretiert wurden, verzögerten den Fortschritt.
Fünf Jahre nach der Wahl von Ursula von der Leyen zur Präsidentin der Europäischen Kommission ist nun eine überarbeitete Fassung des Abkommens in Sicht. Trotz der jüngst erzielten Einigung auf dem Papier bleibt die EU das größte Hindernis für dessen Umsetzung. Die Herausforderungen bestehen darin, die Vielzahl der Mitgliedsstaaten und das Europäische Parlament zu überzeugen. Vor allem die skeptische Haltung Frankreichs, Polens und anderer Staaten gegenüber den potenziellen Auswirkungen auf die heimische Landwirtschaft könnte zum Stolperstein werden.
Die Befürworter des globalen Handelssystems hoffen auf ein erfolgreiches Manövrieren von der Leyens, um das Abkommen durchzusetzen und ein Scheitern mit ernsthaften Folgen für die Glaubwürdigkeit der EU in der Handelsdiplomatie zu vermeiden. Darüber hinaus könnte das Abkommen nicht nur Landwirten in Südamerika und Automobilherstellern in Europa wirtschaftliche Vorteile bringen, sondern auch eine bedeutende symbolische Rolle spielen.
In einem globalen Kontext, in dem sich die USA unter Joe Biden kaum um multilaterale Handelsvereinbarungen kümmern und unter Donald Trump voraussichtlich noch weniger kooperativ sein werden, könnte die EU durch einen Abschluss des Abkommens mit Ländern des Mercosur den internationalen Handel stärken und ein Zeichen setzen.
Doch zuvor gilt es, die Bedenken aus Paris auszuräumen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sieht sich innenpolitisch unter Druck durch Marine Le Pen, während Italien mit seiner Regierung unter Giorgia Meloni zwischen den Interessen exportorientierter Industriezweige und landwirtschaftlicher Interessen gespalten ist. Sollte die EU in der Lage sein, das Abkommen trotz dieser Herausforderungen zu ratifizieren, könnte dies ein Zeichen für die Entschlossenheit Europas sein, seinen Einfluss in der globalen Handelsarena zu wahren und zu erweitern.