Xavier Niel, einer der profiliertesten Technologieinvestoren Europas, sieht erhebliches Potenzial darin, führende Künstliche Intelligenz (KI)-Unternehmen im europäischen Raum zu etablieren – auch ohne milliardenschwere Kapitalspritzen wie bei den US-amerikanischen Wettbewerbern. Der französische Milliardär, bekannt durch seine Erfolge im Telekom-Sektor mit dem Anbieter Iliad, investiert mittlerweile breit in Start-ups, darunter auch die in Paris ansässige KI-Gruppe Mistral, die kürzlich eine beeindruckende Bewertung von 6 Milliarden Euro erreichte.
Laut Niel könnte Europa heute wettbewerbsfähige KI-Modelle entwickeln, auch wenn die Region in der Vergangenheit oft hinter US-amerikanische und chinesische Giganten zurückfiel. Wichtig sei, dass Gründer sich nicht zu früh "verkaufen" lassen, um dauerhaft im technologischen Wettkampf bestehen zu können. Die Aussicht, europäische KI-Innovationen in den kommenden Jahren erfolgreich zu integrieren, hängt entscheidend von der Anzahl der Initiativen und den Fähigkeiten der führenden Köpfe ab.
Trotz optimistischer Töne warnt Niel jedoch vor einem Scheitern der AI-Innovationen, das Europa in der globalen Wirtschaft benachteiligen könnte. Besonders die Werte Europas, wie Datenschutz und Transparenz, dürften nicht Gefahr laufen, außen vor zu bleiben. Niel unterstützt die KI-Infrastruktur in Frankreich bereits mit Investitionen von etwa 500 Millionen Euro und plant, noch weitere Milliarden zu investieren.
Zu den hoffnungsvollen Projekten gehört auch das Open-Source-Forschungsprojekt Kyutai, welches Niel gemeinsam mit dem ehemaligen Google-CEO Eric Schmidt anstrebt. Darüber hinaus betreibt seine Firma Scaleway einen der größten Supercomputer des europäischen Privatsektors.
Die Geschichte Niels, selbst ein unkonventioneller Unternehmer, begann mit einer Karriere, die mehr Ähnlichkeit mit einem Abenteuerroman hat als mit einem üblichen Lebenslauf. Von Minitel-Diensten bis zu bedeutenden Investitionen in die Medienbranche hat er stets seinen eigenen Weg in der Welt der Technologie gesucht und dabei nicht selten für Aufsehen gesorgt.
Niel, der kürzlich dem Verwaltungsrat von ByteDance beigetreten ist, dem chinesischen Mutterkonzern von TikTok, ist überzeugt, dass die Plattform im Wettbewerb erhalten bleiben sollte. Er sieht seine Rolle als einziger Europäer im Gremium als Vorteil, ByteDance bei der Expansion in Europa strategisch zu unterstützen.