Die internationalen Kräfteverhältnisse befinden sich in einem stetigen Wandel, und Europa steht vor der dringenden Aufgabe, seine strategische Eigenständigkeit zu stärken. Angesichts der vagen Möglichkeit, dass sich die USA weiter aus der europäischen Sicherheitsarchitektur zurückziehen könnten, rückt die Frage der Unabhängigkeit verstärkt in den Fokus. Eine potenzielle Lücke im Schutzschild der transatlantischen Beziehungen könnte erhebliche sicherheitspolitische Konsequenzen nach sich ziehen.
Besonders im Bereich der nuklearen Abschreckung, aber auch im Bereich der Geheimdienste stellt sich die Frage nach der zukünftigen Resilienz. Deutsche Geheimdienste sind an strenge Kontrollmechanismen gebunden und deutlich limitierter in ihrem Handlungsspielraum als beispielsweise ihre amerikanischen Pendants wie die CIA. Diese erhalten sie zurzeit jedoch wichtige Informationen. Sollte jedoch dieser unverzichtbare Informationsaustausch versiegen, stünde Deutschland vor erheblichen Herausforderungen im geheimdienstlichen Bereich.
Die europäische Zusammenarbeit und Initiative muss gestärkt werden, um einer potenziell drohenden Isolation und den damit verbundenen Risiken entgegenzuwirken. Nur durch entschlossenes Handeln kann das Worst-Case-Szenario einer geopolitischen Schwächung abgewendet werden.