EZB-Präsidentin Christine Lagarde spricht sich für eine gemeinsame Börsenaufsicht in Europa aus, um die Fragmentierung des europäischen Kapitalmarkts zu überwinden. Bei einem Bankenkongress in Frankfurt betonte sie, dass die direkte Kontrolle in Europa hauptsächlich auf nationaler Ebene stattfinde und dadurch eine Zersplitterung bei der Anwendung von EU-Vorschriften entstehe. Lagarde sieht die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) als die richtige Institution für eine solche Aufgabe.
Laut Lagarde könnte die Schaffung einer europäischen Börsenaufsichtsbehörde, beispielsweise durch Ausweitung der Befugnisse der ESMA, die Lösung sein. Die ESMA benötigt nach Lagardes Ansicht ein breitgefächertes Mandat, das auch eine direkte Beaufsichtigung umfasst, um systemische Risiken zu mindern, wie sie von großen grenzüberschreitenden Unternehmen ausgehen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) setzt sich bereits seit Langem für die Vereinheitlichung von Finanz- und Kapitalmärkten in Europa ein. Die Weiterentwicklung der Kapitalmarktunion, bei der es darum geht, bürokratische Hürden zwischen den EU-Staaten abzubauen, um Unternehmen mehr Möglichkeiten zur Kapitalbeschaffung zu geben, steht dabei im Fokus. Trotz bereits vorliegender Pläne der EU-Kommission aus dem Jahr 2015 sei der europäische Kapitalmarkt jedoch nach wie vor fragmentiert, so Lagarde.
Besonders für den grünen Umbau der Wirtschaft sind beträchtliche Kapitalsummen erforderlich, auch von privaten Investoren. Lagarde betonte, dass die Kapitalmarktunion wieder auf Kurs gebracht werden müsse, um diese Übergänge erfolgreich zu bewältigen. Europa könne die anstehenden Herausforderungen nur meistern, wenn die Europäer auf ihrem guten Willen aufbauen und voranschreiten, warnte die EZB-Präsidentin.