30. September, 2024

Märkte

Europäische Automobilindustrie Vor Herausforderungen: Stellantis, VW und Aston Martin mit Warnungen

Europäische Automobilindustrie Vor Herausforderungen: Stellantis, VW und Aston Martin mit Warnungen

Die Automobilindustrie Europas erlebt turbulente Zeiten. Der internationale Hersteller Stellantis hat sich am Montag seinem größeren Konkurrenten Volkswagen sowie weiteren Unternehmen angeschlossen und vor einer verschlechternden Nachfrage und steigenden Kosten gewarnt. Diese Entwicklung hat Milliarden von Euro an Marktwerten in der Branche vernichtet.

Die Nachfrage in wichtigen Märkten wie China und den Vereinigten Staaten schwächelt, während eine potenzielle Handelsspannung zwischen der Europäischen Union und China droht, da die EU Importzölle auf chinesische Elektrofahrzeuge aufgrund angeblicher Subventionen finalisiert. Auch der britische Luxusautohersteller Aston Martin gab am Montag eine Gewinnwarnung für das Gesamtjahr heraus und machte zum Teil die sinkende Nachfrage in China dafür verantwortlich, was zuvor auch Mercedes-Benz und BMW getan hatten.

Aston Martin verzeichnete einen Kursrückgang seiner Aktien um bis zu 20% auf den niedrigsten Stand seit fast zwei Jahren. Die Aktien von Stellantis fielen ebenfalls um fast 11% und erreichten den tiefsten Stand seit Dezember 2022. Eine deutliche Reaktion der Anleger auf die Probleme des weltweit viertgrößten Autoherstellers. Seit Jahresbeginn haben die Aktien von Stellantis bereits 38% ihres Wertes verloren, was das Unternehmen zum schlechtesten Automobilwerte Europas macht.

Diese aktuellen Warnungen folgen der Ankündigung von Volkswagen am vergangenen Freitag, dass das Unternehmen seine Gewinnerwartungen für 2024 zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Monaten gesenkt hat. Die Aktien des deutschen Herstellers standen am Montagvormittag leicht über 2,8% im Minus.

Die deutsche Automobilindustrie, die etwa ein Drittel ihrer Verkäufe in China erwirtschaftet, sieht sich dort mit einer schwächelnden Wirtschaft und einem intensiven Wettbewerb durch einheimische Autobauer sowie einem aggressiven Preiskampf bei Elektrofahrzeugen konfrontiert. Zur Verschärfung der Lage trägt auch fallende Nachfrage in Europa bei. Die Neuwagenverkäufe in der Europäischen Union sanken im August um 18,3% auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren, mit deutlichen Verlusten in den Hauptmärkten Deutschland, Frankreich und Italien sowie zurückgehenden Verkaufszahlen bei Elektrofahrzeugen.

Stellantis hat zusätzlich mit Problemen in Nordamerika zu kämpfen. Das Unternehmen erzielt hohe Gewinne mit teuren Jeeps und Pick-up-Trucks auf dem lukrativen US-Markt. Doch hohe Lagerbestände und schwache Verkaufszahlen zwingen Stellantis zur Produktionskürzung und zu hohen Rabatten. Als Folge hat der Automobilhersteller seine bereinigte Gewinnmarge für das Jahr auf 5,5% bis 7% gesenkt und eine negative Cashflow-Prognose von 5 bis 10 Milliarden Euro bekannt gegeben.

Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse der drei größten europäischen Automobilhersteller – Volkswagen, Stellantis und Renault – liegen derzeit bei etwa 3, deutlich niedriger als bei den US-Konkurrenten General Motors und Ford sowie Toyota, dem weltweit größten Autobauer. Zudem sehen sich die europäischen Hersteller mit einem wachsenden Wettbewerb durch chinesische Konkurrenten konfrontiert, die schneller günstigere Elektrofahrzeuge entwickeln können.

Angesichts sinkender Marktanteile in China und geringerer Nachfrage in Europa hat Volkswagen vor möglichen Werksschließungen in Deutschland gewarnt, was den Konzern in einen Konflikt mit der mächtigen Gewerkschaft IG Metall bringen könnte. Die Verhandlungen über Gehälter haben in der vergangenen Woche begonnen.