13. Februar, 2025

Technologie

Europa, USA und China ringen um die Technologieführerschaft

Auf dem Pariser KI-Gipfel zeigen sich neue Machtverschiebungen: Die USA setzen auf Deregulierung, China auf massive Subventionen – und Europa beginnt, seine Rolle neu zu definieren. Doch kann der Kontinent im globalen KI-Rennen noch mithalten?

Europa, USA und China ringen um die Technologieführerschaft
KI-Gipfel in Paris: Europa sucht Anschluss – Während die USA und China Milliarden in KI-Infrastruktur investieren, kündigt die EU einen vergleichsweise bescheidenen 20-Milliarden-Euro-Fonds an.

Die USA setzen auf Freiheiten, China auf Milliarden – und Europa?

Als US-Vizepräsident J.D. Vance am Montag in Paris aus der Air Force Two stieg, war die Botschaft klar: Die neue US-Regierung will künstliche Intelligenz als wirtschaftliches und geopolitisches Machtinstrument nutzen – und sieht Regulierung als größtes Hindernis.

„Die Welt steht vor einer neuen industriellen Revolution“, erklärte Vance vor rund 1.500 Politikern und Tech-Managern.

Doch diese könne nur dann erfolgreich sein, wenn „Überregulierung die Erfinder nicht davon abhält, Risiken einzugehen.“ Seine Kritik richtete sich vor allem an die EU, die mit ihrem restriktiven KI-Gesetz einen klaren Kontrast zur US-Strategie bildet.

Doch nicht nur Washington meldet Anspruch auf die KI-Vorherrschaft an: Auch China war auf dem Gipfel vertreten. Vize-Premier Zhang Guoqing gab sich betont kooperationsbereit – doch Chinas Strategie ist längst eine andere. Die Regierung fördert KI-Forschung mit Milliarden an Subventionen und erlaubt ihren Unternehmen eine extreme Skalierung.

Die entscheidende Frage: Wo bleibt Europa in diesem Dreikampf um die technologische Zukunft?

Brüssel öffnet die Geldschleusen – doch reicht das aus?

Noch vor wenigen Jahren dominierte in Europa die Angst vor den Risiken künstlicher Intelligenz.

Doch die Stimmung scheint sich zu drehen: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte in Paris einen 20-Milliarden-Euro-Fonds für KI-Gigafabriken an. Ziel: Rechenzentren finanzieren, die das Training leistungsfähiger KI-Modelle ermöglichen.

US-Vizepräsident J.D. Vance fordert weniger Regulierung – Die neue US-Regierung sieht Brüssels KI-Gesetz als Innovationsbremse und setzt stattdessen auf einen deregulierten Markt.

Doch die Summe wirkt fast bescheiden. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron stellte allein für sein Land Investitionen in Höhe von 109 Milliarden Euro in Aussicht. In den USA geht OpenAI gemeinsam mit Investoren von 500 Milliarden Dollar für KI-Infrastruktur aus.

Während Washington Unternehmen freie Hand lässt und China seine Tech-Konzerne mit staatlicher Unterstützung in den Markt drückt, bleibt Europa gefangen zwischen zwei Welten: Mehr Regulierung als in den USA, weniger Kapital als in China.

Drei Strategien, ein Ziel – Wer dominiert das KI-Zeitalter?

Die drei großen Wirtschaftsmächte verfolgen unterschiedliche Ansätze im Wettlauf um die globale KI-Führerschaft:

  1. USA – Der Silicon-Valley-Ansatz: Der Staat hält sich weitgehend zurück, die Finanzierung erfolgt über private Kapitalmärkte. Unternehmen wie OpenAI, Google DeepMind oder Nvidia treiben die Technologie voran. Washington setzt darauf, dass sich die besten Innovationen ohne staatliche Eingriffe durchsetzen.
  2. China – Staatskapitalismus mit klarer Strategie: Peking subventioniert seine KI-Branche massiv und sorgt dafür, dass Unternehmen wie Baidu oder Huawei Zugang zu Milliardeninvestitionen haben. Gleichzeitig bleibt die staatliche Kontrolle hoch – vor allem über Inhalte, die durch KI generiert werden.
  3. Europa – Regulierungsweltmeister mit spätem Erwachen: Der Kontinent konzentrierte sich lange auf die Schaffung eines rechtlichen Rahmens für KI – das europäische KI-Gesetz setzt strenge Grenzen für Hochrisikoanwendungen. Nun versucht Brüssel, mit Milliarden-Investitionen aufzuholen, doch das strukturelle Defizit bleibt.

Droht Europa den Anschluss zu verlieren?

Trotz neuer Investitionsversprechen bleibt die Skepsis groß. Europa hat mit Unternehmen wie Mistral AI in Frankreich oder Aleph Alpha in Deutschland zwar einige vielversprechende KI-Start-ups, doch ihnen fehlt die Finanzkraft der großen US- oder chinesischen Player.

Ein weiteres Problem: Während die USA mit Hightech-Firmen kooperieren und China eine zentrale KI-Strategie verfolgt, bleibt Europa fragmentiert. Jeder Staat verfolgt seine eigene Strategie, gemeinsame EU-Initiativen laufen oft zu langsam an.

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