30. Januar, 2025

Energy

Europa, Trump und LNG: Ein Schein-Deal, der wenig bewegt

Das viel beworbene Gas-Abkommen zwischen der EU und den USA ist mehr Symbolik als Substanz – mit Risiken für die Energiezukunft Europas.

Europa, Trump und LNG: Ein Schein-Deal, der wenig bewegt
Trotz des geplanten LNG-Deals liefern die USA bereits knapp die Hälfte der europäischen Flüssiggasimporte – eine Erhöhung ist aufgrund der Produktionsgrenzen kaum möglich.

Donald Trump liebt große Gesten. Kaum war er erneut im Amt, drohte er Europa mit Zöllen, sollte die EU nicht „sofort“ mehr amerikanisches Flüssiggas (LNG) kaufen.

Der Vorschlag klang vielversprechend: Europa reduziert seine Abhängigkeit von Russland, Trump liefert den Amerikanern einen außenpolitischen Erfolg – ein klassisches Win-Win?

Leider nicht. In Wahrheit ist der LNG-Deal ein Scheinmanöver, das weder Trumps noch Europas Probleme löst.

Trump fordert, Europa verspricht – wer liefert?

Schon jetzt kommt knapp die Hälfte der europäischen LNG-Importe aus den USA. Die Nachfrage zu erhöhen klingt nach einer einfachen Lösung, doch Analysten warnen: Die amerikanische Gasproduktion stößt längst an ihre Grenzen. Neue Lieferungen müssten erst erschlossen werden, und das braucht Zeit – Zeit, die weder Trump noch Europa haben.

Die EU hat ihrerseits ein anderes Problem: Brüssel kauft kein Gas. Das erledigen die Unternehmen, und die entscheiden nach dem Weltmarktpreis. Flüssiggas aus den USA ist derzeit teurer als Alternativen – warum also zuschlagen, wenn die Kasse anderswo weniger belastet wird?

„Die EU kann den Markt nur bedingt beeinflussen“, sagt Bernd Lange, Vorsitzender des Handelsausschusses im EU-Parlament.

Stattdessen schlägt er vor, russisches LNG zu sanktionieren, um den Druck zu erhöhen. Ein ambitionierter Plan, doch die EU-Staaten sind uneins. Ungarn etwa stellt sich quer.

Europäische Unternehmen kaufen Flüssiggas dort, wo es günstiger ist. Politische Absprachen wie der Trump-von-der-Leyen-Deal spielen dabei kaum eine Rolle.

Die Politik greift ins Leere

Auch Trumps Mittel sind begrenzt. Zwar hat er Genehmigungsverfahren für neue Förderanlagen beschleunigt und Umweltauflagen gelockert, aber selbst das reicht nicht aus, um den Markt kurzfristig zu verändern.

Der globale Gasfluss richtet sich nach Angebot und Nachfrage, nicht nach präsidialen Drohungen oder Versprechungen aus Brüssel.

Ein Blick zurück zeigt, wie wenig solche Deals bewirken. 2018 sicherte Trumps damalige Zolldrohung Europa zu, mehr Flüssiggas und Sojabohnen zu kaufen. Tatsächlich stiegen die Exporte – aber nicht wegen Trumps Strategie, sondern weil China Strafzölle auf amerikanisches Soja verhängte. Die Preise sanken, und europäische Händler griffen zu. Der Markt hat sich selbst reguliert.

Wenig Substanz, große Risiken

Der LNG-Deal wird vor allem Trumps Anhänger in den USA beeindrucken und Brüssel kurzfristig als handlungsfähig darstellen. Langfristig birgt er jedoch Gefahren. „Wir könnten uns in eine neue Abhängigkeit begeben“, warnt Bernd Lange. Die EU würde sich erneut von einem einzelnen Anbieter abhängig machen – diesmal den USA.

Das könnte Sie auch interessieren:

Friedrich Merz verschärft den Ton in der Migrationspolitik
Nach der Tragödie von Aschaffenburg fordert CDU-Kanzlerkandidat Merz drastische Maßnahmen gegen illegale Migration und kritisiert EU-Regelungen als dysfunktional. Ein Versprechen, das auch seine mögliche Regierungsfähigkeit auf die Probe stellt.