Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt, dass die Menschen in Europa nach wie vor viel zu viel Alkohol konsumieren. Trotz alarmierender Statistiken haben lediglich 12 der 53 Länder in der WHO-Region Europa nennenswerte Fortschritte erzielt, um das Ziel einer Reduktion des Alkoholkonsums um 10 Prozent bis 2025 - im Vergleich zum Jahr 2010 - zu erreichen. Dies wurde vom WHO-Regionalbüro in Kopenhagen bekundet.
Der bisherige Fortschritt in dieser Region ist in erster Linie einigen bevölkerungsreichen Ländern wie Russland, der Türkei und der Ukraine zu verdanken, in denen der Alkoholkonsum deutlich gesunken ist. Allerdings sieht die Situation in den EU-Staaten anders aus: Hier gab es in den letzten zehn Jahren keine wesentlichen Veränderungen bezüglich des Alkoholkonsums.
Laut dem jüngsten globalen Statusbericht der WHO zum Thema Alkohol konsumieren die Europäer über 15 Jahren im Durchschnitt 9,2 Liter reinen Alkohol pro Jahr, was weltweit den höchsten Wert darstellt und den globalen Durchschnitt von 5,5 Litern deutlich übersteigt. In sieben der zehn Länder mit dem höchsten Alkoholkonsum weltweit handelt es sich um EU-Staaten, darunter Deutschland mit einem alarmierenden Wert von 12,2 Litern Reinalkohol pro Kopf.
Gauden Galea, Sonderberater von WHO-Regionaldirektor Hans Kluge, macht auf die weitreichenden Schäden durch Alkoholkonsum aufmerksam. Diese betreffen nicht nur die Gesundheit und das Wohlbefinden des Trinkers selbst, sondern führen auch zu sozialen Folgen wie häuslicher Gewalt und Familienzerrüttungen. Galea betont die Notwendigkeit der Länder, Maßnahmen zur Reduktion des Alkoholkonsums mit Nachdruck umzusetzen.
In der Region trinken Männer mit 14,9 Litern fast viermal so viel wie Frauen, die auf 4,0 Liter kommen. Schätzungen zufolge hat jeder zehnte Erwachsene in der Region Alkoholprobleme, und fast jeder zwanzigste ist alkoholabhängig.
Zur WHO-Region Europa zählen neben den 27 EU-Staaten auch zahlreiche weiter östlich liegende Länder bis hin nach Zentralasien. Täglich sterben nach Schätzungen der WHO rund 2200 Menschen in dieser Region an den Folgen von Alkohol – mehr als irgendwo sonst auf der Welt.