Die weltweite Logistikbranche steht vor neuen Herausforderungen: Die geplanten Zollerhöhungen der US-Regierung unter Donald Trump könnten die globalen Handelsströme massiv verändern.
Während China seine Vormachtstellung als Produktionsstandort weiter ausbaut und Länder wie Mexiko an Bedeutung gewinnen, droht Europa in eine Phase wirtschaftlicher Stagnation zu rutschen.
Die Chefs der Logistikriesen Kühne + Nagel und DHL Deutsche Post geben einen Einblick, welche Veränderungen der globale Handel in den kommenden Jahren erleben wird – und warum sich Europa zunehmend ins Abseits manövriert.
Protektionismus, neue Handelsrouten und Chinas Strategie
Die internationalen Handelsbeziehungen stehen vor einer neuen Ära der Unsicherheit. Während sich viele Volkswirtschaften von der Corona-Pandemie erholt haben und auf weiteres Wachstum hoffen, könnten neue US-Zölle erneut Störungen verursachen.
Doch laut Stefan Paul, CEO von Kühne + Nagel, und Tim Scharwath, Vorstandsmitglied der DHL Deutsche Post, werden diese Handelsbarrieren den globalen Warenverkehr nicht grundsätzlich ausbremsen.
„Der Welthandel hat noch nie vor Zöllen haltgemacht“, erklärt Paul. Vielmehr würden sich die Handelsströme entsprechend anpassen.
Besonders Mexiko profitiere von den geopolitischen Entwicklungen, da immer mehr US-Unternehmen ihre Produktionsstätten aus China dorthin verlagerten. Doch China selbst bleibt weiterhin unangefochtener Marktführer: „Lohnkosten und Infrastruktur sprechen einfach für Asien als Fertigungsregion. China bleibt in beidem führend“, so Paul.
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Ein Blick auf die Zahlen zeigt, wie stark China seine Rolle gefestigt hat. Der Anteil des Landes an der globalen Industrieproduktion lag 2018 bei 24 Prozent und ist mittlerweile auf 29 Prozent gestiegen. Besonders der Boom im E-Commerce-Sektor – mit Unternehmen wie Temu, Shein oder Aliexpress – stärkt Chinas Bedeutung weiter.
Doch während sich Asien und Nordamerika als Gewinner der globalen Handelsverschiebungen positionieren, steckt Europa in einer Wachstumsschwäche.
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Europa: Wachstumsschwäche und strukturelle Defizite
Paul zeichnet ein düsteres Bild für den europäischen Wirtschaftsraum. „Viele europäische Industrien sind nicht gut aufgestellt. Daher erwarten wir, dass viele europäische Länder stagnativ bleiben werden“, so der Kühne + Nagel-Chef.
Während China weiterhin massiv in Produktionskapazitäten investiert und die USA mit ihrer protektionistischen Politik die heimische Industrie stützen, leidet Europa unter hohen Energiekosten, Regulierungen und einem Mangel an Investitionen in Zukunftstechnologien. Die Abhängigkeit vom Exportgeschäft, insbesondere nach China, könnte sich zudem als Risiko erweisen.
Ein weiteres Problem ist die rückläufige Bedeutung Europas im globalen Handel. Die Hälfte des Konzernergebnisses von Kühne + Nagel stammt bereits aus Asien und den USA – und dieser Trend wird sich weiter verstärken. Ähnlich sieht es bei DHL aus.
„Selbst wenn sich die USA stärker isolieren sollten: Der globale Handel hängt nicht ausschließlich von den USA ab“, betont DHL-Manager Scharwath.
Er verweist auf neue Handelsabkommen, wie das zwischen der Europäischen Union und den Mercosur-Staaten, das den Handel zwischen beiden Regionen erleichtern soll. Doch ob solche Abkommen ausreichen, um Europas Abwärtstrend aufzuhalten, bleibt fraglich.
Der wachsende Einfluss Mexikos und die Zukunft des Welthandels
Eine der spannendsten Entwicklungen ist der Aufstieg Mexikos als Produktionsstandort. Während Unternehmen in Europa weiterhin mit hohen Kosten kämpfen, wird Mexiko zunehmend als Alternative zu China gesehen. „Allen Diskussionen um Zölle zum Trotz, aus unserer Sicht wird auch der Handel zwischen Mexiko und den USA wachsen“, sagt Paul.
Diese Verschiebung könnte weitreichende Konsequenzen haben. Denn mit der Verlagerung von Produktionskapazitäten nach Mexiko verringert sich die Abhängigkeit der USA von China. Ein stabiler Handelsfluss zwischen beiden Ländern könnte das weltweite Gefüge des Handels neu ordnen – und Europa weiter ins Hintertreffen bringen.
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