11. Februar, 2025

Politik

Die Rüstungsindustrie am Rande des Durchbruchs

Trotz hoher Produktionskapazitäten kämpft die Rüstungsindustrie mit bürokratischen Hürden. Die Politik muss jetzt liefern, um die Bundeswehr kriegstüchtig zu machen.

Die Rüstungsindustrie am Rande des Durchbruchs
Während die Weltwirtschaft in ständiger Bewegung ist, steht die europäische Rüstungsindustrie vor einem Paradox: Sie ist bereit für Großaufträge, doch die bürokratischen Mühlen mahlen langsam.

Verteidigungsausgaben: Deutschlands kritischer Moment

Die Frage nach den künftigen Verteidigungsausgaben ist längst nicht mehr nur eine politische Debatte, sie ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Zwei Prozent des BIP? Oder doch mehr, wie es die internationale Gemeinschaft von Deutschland fordert? Diese Entscheidung beeinflusst nicht nur unser militärisches Potenzial, sondern auch den Puls der deutschen Rüstungsindustrie – und sie wartet gespannt, dass endlich etwas passiert.

Industrie im Stillstand – aber die Maschinen sind bereit

Die deutsche Rüstungsindustrie könnte – wenn man sie ließe. Armin Papperger, Chef von Rheinmetall, spricht mit einem Hauch von Stolz: „Wir produzieren schon mehr Munition als die USA!“ Doch wie viele Maschinen auch brummen – ohne die richtigen Aufträge geht hier nichts voran. Die Industrie steht in den Startlöchern, doch die Politik bremst sie aus. „Wir brauchen langfristige Aufträge und klare Zusagen“, fordert Thomas Gottschild von MBDA Deutschland. Und diese Zusagen bleiben bislang auf sich warten, während die Unternehmen verzweifelt auf grünes Licht warten, um richtig loszulegen.

Aufträge gesucht – ohne geht’s nicht

Die Rüstungsindustrie wäre bereit, in die Vollen zu gehen, aber ohne Aufträge wird sie nur die Luft polieren. „Langfristige Bestellungen sind das A und O“, erklärt Susanne Wiegand vom BDI-Ausschuss für Sicherheit. Ohne Planungssicherheit, so Wiegand, sei eine effiziente Produktion schlichtweg unmöglich. Doch die Politik? Die tut sich schwer, das notwendige Tempo zu erreichen. Die Folgen sind gravierend: Verzögerungen, Ineffizienzen und ein stockender Rüstungsaufbau.

Während die USA mit ihren Rüstungs-Giganten wie Lockheed Martin und Boeing in ruhigen Gewässern schippern, wird Europa durch ein Labyrinth aus kleinen, zersplitterten Unternehmen ausgebremst. „Wenn wir nicht größere Player haben, können wir mit den USA, China oder Russland nicht konkurrieren“, erklärt Papperger und trifft damit einen wunden Punkt. Europas schwache Struktur bremst die Industrie aus und macht uns anfällig gegenüber den großen Akteuren.

Russlands Aufrüstung – der Countdown läuft

Der Blick nach Osten zeigt: Russland schraubt weiter an seinem Militärarsenal. Generalinspekteur Carsten Breuer warnt, dass Putin sich nicht mit der Ukraine begnügen wird und Europa bald direkt ins Visier nehmen könnte. Ein NATO-Mitglied könnte bereits bis 2028 in Gefahr sein. Doch während sich die Welt aufrührt, hinkt Europas Rüstungsindustrie mit ihren Projekten hinterher. Der Leopard 2-Nachfolger, das „Main Ground Combat System“ (MGCS), könnte erst 2040 oder später einsatzbereit sein – viel zu spät.

Ein weiteres, brisantes Thema: Europas Abhängigkeit von chinesischen Zulieferern. Besonders bei der Herstellung von Artilleriegranaten geht nichts ohne Baumwoll-Linter aus China. Papperger räumt ein, dass man schon nach alternativen Quellen sucht – etwa in Australien. Doch auch hier geht alles viel zu langsam. Und in der Zwischenzeit wird Europa immer mehr zum Spielball internationaler Interessen.