Der renommierte Sicherheitsexperte Carlo Masala von der Universität der Bundeswehr München verdeutlicht die Dringlichkeit einer europäischen Unabhängigkeit angesichts der jüngsten Entwicklungen in der US-amerikanischen Außenpolitik. Laut Masala ist es für Europa unumgänglich, eigenständiger zu werden, um seine Rolle auf der globalen Bühne zu festigen und zugleich die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten zu behalten, wo gemeinsame Interessen vorliegen.
Masala sieht in der aktuellen US-amerikanischen Außenpolitik unter Präsident Donald Trump eine bedenkliche Annäherung an Russland, was die transatlantische Allianz unter Druck setzt. Europa steht damit vor der Herausforderung, seine sicherheitspolitische Eigenständigkeit zu stärken, um in der sich verändernden internationalen Ordnung nicht zum Spielball fremder Interessen zu werden. Dies erfordert eine strategische Ausweitung der europäischen Einflusssphäre, etwa durch die Intensivierung von Partnerschaften mit Staaten des Globalen Südens.
Vor dem Hintergrund dieser komplexen geopolitischen Lage wird der bevorstehende EU-Sondergipfel in Brüssel von entscheidender Bedeutung sein. Hier müssen konkrete Beschlüsse gefasst werden, die die Verteidigungsautonomie Europas fördern – von der Erhöhung der Verteidigungsbudgets bis hin zu Entscheidungen über gemeinsame militärische Beschaffungen. Zudem muss Europa in der Lage sein, potenzielle Lücken in der Ukraine-Hilfe zu schließen, um seine Position in künftigen Verhandlungen zu stärken. Das langfristige Ziel: Europa als souveränen Akteur auf der Weltbühne zu etablieren.