Die wirtschaftliche Aktivität in der Eurozone hat im November überraschend an Schwung verloren, was auf die derzeitigen politischen Turbulenzen und zunehmende Handelskonflikte zurückzuführen ist. Der zusammengesetzte Einkaufsmanagerindex (PMI) von S&P Global fiel von 50 im Oktober auf 48,1 und rutschte damit unter die Schwelle, die Wachstum und Schrumpfung voneinander trennt. Analysten hatten keine Änderung erwartet und die deutliche Verschlechterung im Dienstleistungssektor kam überraschend, da dieser seit Januar nicht mehr rückläufig war. Parallel dazu sank der Euro auf sein schwächstes Niveau seit 2022 gegenüber dem Dollar, da Händler vermehrt Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) einpreisen. Die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung um 50 Basispunkte im Dezember stieg von etwa 15 % auf 50 %. "Schlimmer hätte es kaum kommen können", bemerkte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt bei der Hamburg Commercial Bank, in einer Stellungnahme. "Die Industrie im Euroraum tiefer in die Rezession, während nun auch der Dienstleistungssektor nach marginalem Wachstum in den letzten zwei Monaten zu kämpfen beginnt." Schon jetzt lasten diverse Bedrohungen auf der europäischen Wirtschaft, wie der Zusammenbruch der deutschen Regierung und die fiskalischen Schwierigkeiten Frankreichs. Zudem könnten Handelszölle drohen, sollte Donald Trump erneut das Amt des US-Präsidenten antreten. Der Abwärtstrend bei neuen Aufträgen und Auftragsbeständen, der sich gegenüber Oktober noch verschärfte, deutet auf eine ausbleibende Erholung hin. Trotz einer erfreulichen BIP-Entwicklung im dritten Quartal, die größere EZB-Zinssenkungen zunichtemachte, befeuern die neuen Daten solch spekulative Erwartungen erneut. Die wider Erwarten schwachen PMI-Zahlen bringen ING zu der Einschätzung, dass der zugrunde liegende Trend von einem markanten Wachstumstempo des BIPs abrückt; eine Stagnation im vierten Quartal scheint wahrscheinlich. Während die schwächeren Stimmungsindikatoren bereits vorher Unruhe signalisierten, prognostiziert Bloomberg Economics, dass die von Trump forcierten Handelshemmnisse ein Prozent des Outputs kosten könnten.