Seit drei Jahrzehnten fliegt der Eurofighter als Rückgrat der europäischen Luftstreitkräfte. Doch während der US-amerikanische F-35 weltweit immer mehr Abnehmer findet, erlebt der europäische Kampfjet nun eine späte Blütezeit.
Neue Großaufträge aus Italien und Spanien belegen: Der Eurofighter bleibt ein strategisches Werkzeug in der geopolitischen Rüstungspolitik – und ein unverzichtbares Industrieprojekt für Airbus, Leonardo und BAE Systems.
Milliardengeschäfte aus Italien und Spanien
Mit einem Auftrag für 24 neue Jets hat Italien einen der größten Einzelkäufe der letzten Jahre abgeschlossen. Der Preis: über sieben Milliarden Euro. Wenige Tage zuvor hatte Spanien 25 Maschinen für etwa 4,5 Milliarden Euro bestellt.
Die Ziele beider Länder sind klar: Italien will veraltete Modelle ersetzen, während Spanien seine Flotte ausbaut.
Auch Deutschland plant die Bestellung von 20 weiteren Eurofightern, wie Kanzler Olaf Scholz bereits auf der Berliner Luftfahrtmesse ankündigte. Branchenkenner erwarten, dass der Deal nach der Regierungsbildung 2025 finalisiert wird.
Damit bleiben Produktion und Entwicklung des Eurofighters bis Ende des Jahrzehnts gesichert – ein wichtiges Signal für die beteiligten Industrien. Insgesamt wurden bisher 730 Maschinen bestellt, von denen 603 ausgeliefert wurden.
Der ewige Vergleich mit dem F-35
Doch so beeindruckend die Auftragslage auch ist, der Konkurrenzdruck bleibt enorm. Der F-35 von Lockheed Martin hat sich längst als globaler Standard etabliert: Über 1000 Jets wurden bereits gebaut, 20 Nationen zählen zu den Käufern.
Was den Eurofighter besonders herausfordert: Auch langjährige Nutzer wie Deutschland, Italien und Großbritannien setzen mittlerweile zusätzlich auf den F-35.
Ein Vorteil des Eurofighters liegt in seiner Anpassungsfähigkeit. Die fortlaufende Modernisierung – vom Cockpit bis zu Radar-Updates – hält ihn wettbewerbsfähig.
Doch hier gibt es Unstimmigkeiten: Während Deutschland und Spanien auf das MK1-Radar setzen, bevorzugen Italien und Großbritannien das MK2-System. Diese Differenzen könnten langfristig die Entwicklung bremsen.
Europa in der Produktion vereint – mit Risiken
Die Herstellung des Eurofighters ist ein Paradebeispiel europäischer Zusammenarbeit: Der linke Flügel entsteht in Italien, der rechte in Spanien, und der zentrale Rumpf wird in Deutschland gefertigt.
Dieses komplexe System sichert Arbeitsplätze in allen beteiligten Ländern, bringt jedoch auch organisatorische Herausforderungen mit sich.
Neue Märkte: Ein Blick über Europa hinaus
Besonders spannend ist der wachsende internationale Markt. Nach einer Genehmigung für Exporte nach Saudi-Arabien könnte eine Bestellung von 54 Jets folgen, auch Katar hat Interesse bekundet.
Ein unerwarteter potenzieller Kunde ist die Türkei, die jüngst zwei Maschinen testete und Berichten zufolge bis zu 40 Eurofighter kaufen möchte. Solche Deals könnten den Jet international weiter etablieren, werfen aber auch Fragen zur politischen Stabilität der Abnehmer auf.