Der Euro hat seinen tiefsten Stand seit zwei Jahren erreicht, da Händler darauf spekulieren, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinssätze drastisch senken muss, um die angeschlagene Wirtschaft der Region zu stützen. Die Gemeinschaftswährung fiel um mehr als 1% auf 1,0335 US-Dollar, das schwächste Niveau seit November 2022, nachdem Daten offenbarten, dass die Geschäftsaktivitäten in den beiden größten Volkswirtschaften der Eurozone stärker als erwartet zurückgingen.
Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung um einen halben Punkt im kommenden Monat hat sich dramatisch auf über 50% erhöht, gegenüber etwa 15% am Donnerstag. Der Euro zählt zu den am schlechtesten performenden Währungen innerhalb der Gruppe der Zehn führenden Industrienationen in den letzten drei Monaten. Die drohenden Strafzölle unter der Ära von Donald Trump belasten die Perspektiven der Region zusätzlich, sodass Händler davon ausgehen, dass die Währung auf die Marke von 1 US-Dollar abrutschen könnte.
Kristoffer Kjaer Lomholt, Leiter der Devisenforschung bei der Danske Bank, erklärte, dass der Euro „unter immensem Druck“ stehe. Die aktuellen Einkaufsmanagerindizes (PMI) lösen „breit angelegte Bedenken hinsichtlich der konjunkturellen Aussichten der Eurozone und im weiteren Sinne des Lockerungskurses der EZB“ aus.
Die Zahlen verdeutlichen die Herausforderungen für die EZB-Vertreter, die im nächsten Monat entscheiden müssen, ob der Lockerungskurs beschleunigt werden soll, während Europas fragile Wirtschaft zunehmend unter Druck gerät. Dies steht im krassen Gegensatz zu den USA, wo Trumps Versprechen von Steuersenkungen die Märkte dazu gebracht hat, in den kommenden Jahren mit einem höheren Wachstum zu rechnen. Laut Jordan Rochester, Leiter der Makrostrategie bei Mizuho International, bestätigen diese PMIs die „unterschiedlichen Wachstumserwartungen zwischen den USA und Europa.“
Die zweijährige deutsche Anleihe verzeichnete Gewinne und trieb die Rendite um 13 Basispunkte auf 1,98% zurück, den niedrigsten Stand seit 2022. Händler erhöhen auch ihre Wetten auf das Ausmaß der Zinssenkungen im nächsten Jahr, wobei etwa 150 Basispunkte erwartet werden. Optionen deuten darauf hin, dass der Euro seine jüngsten Verluste bis zum Jahresende fortsetzen wird. Händler müssen die höchste Prämie seit fast fünf Monaten zahlen, um sich gegen eine Euro-Schwäche abzusichern.
Der Index für die Geschäftsaktivität in der Eurozone als Ganzes ging ebenfalls zurück. Analysten hatten keine Veränderung erwartet und waren besonders überrascht von einem starken Rückgang im Dienstleistungssektor, wo die Aktivität erstmals seit Januar zurückging. Der zusammengesetzte Einkaufsmanagerindex von S&P Global fiel von 50 im Oktober auf 48,1, was einen erneuten Rückgang unter die Grenze zwischen Wachstum und Kontraktion signalisiert.