Nach einer längeren Talfahrt zeigt der Euro gegenüber dem US-Dollar erstmals wieder Stärke. Am Dienstagabend notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,0303 US-Dollar und damit deutlich über dem Wochenbeginn, als der Kurs auf ein Jahrestief von 1,0178 Dollar gefallen war.
Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0245 Dollar fest, was die positive Tendenz unterstreicht.
Starke US-Wirtschaftsdaten belasten den Euro
Der jüngste Druck auf den Euro hatte vor allem mit überraschend robusten Konjunkturdaten aus den USA zu tun. Besonders die Arbeitsmarktzahlen und eine anhaltend hohe Inflation haben die Spekulationen auf weitere Zinserhöhungen durch die Federal Reserve (Fed) wiederbelebt. Diese Aussicht stärkt den Dollar, da höhere US-Zinsen die Attraktivität von US-Anlagen erhöhen.
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„Die Märkte haben sich auf eine baldige Lockerung der Fed-Geldpolitik eingestellt. Die starken Arbeitsmarktzahlen haben diese Erwartung jedoch stark gedämpft“, erklärt Mark Zimmermann, Devisenanalyst bei der XYZ-Bank.
Erzeugerpreise und Inflationsdaten im Fokus
Neue Daten zu den Erzeugerpreisen in den USA trugen jedoch zur Stabilisierung des Euro bei. Diese stiegen im Dezember um 3,3 Prozent im Jahresvergleich – weniger als die prognostizierten 3,5 Prozent.
Solche Zahlen signalisieren eine möglicherweise nachlassende Inflationsdynamik und könnten die Fed dazu veranlassen, ihre Zinspolitik vorsichtiger zu gestalten.
Die entscheidenden Inflationsdaten für Dezember werden am Mittwoch erwartet. Analysten prognostizieren eine Steigerung der Verbraucherpreise auf 2,9 Prozent, nachdem sie im November noch bei 2,7 Prozent lagen. Diese Zahlen könnten entscheidend für die weitere Kursentwicklung des Euro sein.
Die Rolle der EZB und geopolitische Unsicherheiten
Während die Fed noch zögert, hat die EZB klar signalisiert, dass sie an ihrem restriktiven Kurs festhalten wird. EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte kürzlich, dass weitere Zinserhöhungen notwendig seien, um die Inflation in der Eurozone zu bekämpfen, die zuletzt bei 3,2 Prozent lag.
„Die relative Zinspolitik spricht kurzfristig für eine Stabilisierung des Euro“, so Zimmermann.
Geopolitische Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle. Die anhaltenden Unsicherheiten durch den Ukraine-Krieg belasten die europäische Wirtschaft, während die US-Wirtschaft weniger stark betroffen ist. Dennoch könnten Fortschritte bei den Verhandlungen zur Lösung des Konflikts dem Euro weiteren Auftrieb geben.
Was Anleger jetzt wissen müssen
Für Devisenhändler und Investoren bleibt der Euro-Dollar-Kurs ein entscheidender Faktor. Die kurzfristige Erholung des Euro zeigt, dass die Märkte die geldpolitischen Entwicklungen in den USA und Europa genau beobachten. „Sollten die US-Inflationsdaten stärker ausfallen als erwartet, könnte der Euro wieder unter Druck geraten“, warnt Zimmermann.
Langfristig hängt die Stärke des Euro jedoch davon ab, ob die europäische Wirtschaft an Schwung gewinnt. „Eine klare Perspektive für Wachstum und Stabilität in der Eurozone wäre das beste Rezept, um den Euro nachhaltig zu stützen“, so der Experte abschließend.