Der sich zuspitzende Handelskonflikt zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten könnte unerwünschte Nebenwirkungen auf die Fleischpreise in Deutschland haben. Die potenziellen EU-Importzölle auf amerikanische Sojabohnen, die als zentraler Futtermittelbestandteil dienen, könnten eine Preiserhöhung bewirken, wie Hermann-Josef Baaken, Geschäftsführer des Deutschen Verbands Tiernahrung, bemerkt. Bereits stiegen Vermutungen, dass Fleischpreise durch teurere Futtermittel belastet werden könnten.
Den USA obliegt die Hauptrolle als Lieferant von Sojabohnen nach Deutschland, von den 3,7 Millionen Tonnen jährlich eingeführten Sojabohnen entfallen zwei Drittel auf die Vereinigten Staaten, so die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI). Sojaschrot aus diesen Bohnen stellt aufgrund seines hohen Proteingehalts eine wesentliche Komponente in der Tierfütterung dar und ist unersetzlich, eine heimische Produktion im notwendigen Umfang gibt es nicht.
Auch der Verband der Fleischwirtschaft äußert Bedenken, dass EU-Strafzölle die Beschaffungskosten für wichtige Futtermittel verteuern könnten und damit die Gesamtkosten in der Tierhaltung indirekt in die Höhe schießen und entsprechend auf die Preise tierischer Produkte durchschlagen könnten. "Die genauen Auswirkungen auf die Preise sind derzeit kaum abzuschätzen", erklärt Steffen Reiter, Hauptgeschäftsführer des Verbands; die Details zu den künftig geltenden Zöllen stehen bislang noch aus, ebenso offen ist, inwieweit andere Länder die Versorgungslücke der USA schließen können.
Unter dem Eindruck der kürzlich eingeführten US-Zölle auf Stahl und Aluminium plant die EU Vergeltungsmaßnahmen, darunter Zölle auf US-Exporte wie Whiskey, Jeans und Motorräder ab April. Zukünftige Zölle auf Agrargüter aus den USA, inklusive Sojabohnen, stehen ebenfalls zur Disposition.
Trotz eines reichhaltigen globalen Angebots an Sojabohnen, wie von AMI-Marktexpertin Nadja Pooh hervorgehoben, bleiben alternative Beschaffungsquellen bedeutend. Brasilien und die Ukraine haben ihre Rolle als Lieferanten zuletzt ausgebaut. Dennoch, wie Bernhard Krüsken vom Deutschen Bauernverband feststellt, sind Auswirkungen auf die Märkte durch Zölle in jedem Fall zu erwarten. Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels warnt ebenfalls vor den negativen Effekten der Zölle auf Verbraucher, besonders in wirtschaftlich belastenden Zeiten, wie Geschäftsführer Philipp Hennerkes hinzufügt. Der marktführende Fleischkonzern Tönnies, um eine Stellungnahme gebeten, schweigt zu den Entwicklungen.