Die Europäische Union steht möglicherweise vor einem entscheidenden Schritt zur Anhebung ihrer Verteidigungsausgaben. Um diese kostspielige Erhöhung zu ermöglichen, plant die EU, eine spezielle Ausnahme im Stabilitäts- und Wachstumspakt zu aktivieren. Diese sogenannte nationale Ausweichklausel erlaubt es den Mitgliedsstaaten, die strengen Schuldenregeln zu umschiffen, wenn außergewöhnliche Umstände vorliegen—wie der aktuelle russische Angriffskrieg gegen die Ukraine.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte auf der Münchner Sicherheitskonferenz, dass diese Ausnahmeregelung zur Finanzierung höherer Verteidigungsausgaben infrage kommen könnte. Eine klare Entscheidung, ob die allgemeine oder spezifische nationale Ausweichklausel verwendet wird, steht jedoch noch aus. Während bisherige Krisen, wie die der Corona-Pandemie 2020, ähnliche Maßnahmen rechtfertigten, erfordert die aktuelle geopolitische Lage laut von der Leyen einen vergleichbaren Ansatz.
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte sich offen gegenüber der befristeten Ausnahmegenehmigung für Verteidigungsinvestitionen, die über das Nato-Ziel hinausgehen. Diese sollen konkret auf spezifische Projekte fokussiert werden, darunter auch ein europäisches Luftverteidigungssystem sowie die Sicherung der östlichen EU-Grenze. Die EU-Kommission schätzt den zusätzlichen Bedarf für Verteidigungsausgaben in den nächsten zehn Jahren auf 500 Milliarden Euro, was die strategische Bedeutung dieser Ausnahme umso deutlicher unterstreicht.