EU-Abgeordnete haben kürzlich dafür gestimmt, die meisten Mitgliedstaaten de facto von einem umstrittenen Gesetz auszunehmen, das den Verkauf von Rohstoffen aus abgeholztem Land innerhalb der Union verbietet. Das Gesetz, das Händler verpflichtet, Dokumente vorzulegen, die den Einfluss auf die Entwaldung für Produkte wie Gummi, Kakao, Holz und Rindfleisch darlegen, wird nun durch eine Gesetzesänderung gelockert. Diese Änderung sorgt für Diskussionen unter Umweltaktivisten, die das Schlupfloch für klares 'Green Protectionism' halten.
Insbesondere die Landwirtschaftslobby in Brasilien kritisiert die Regelung scharf. Sueme Mori von der Confederation of Agriculture and Livestock äußerte, dass dies Länder wie Brasilien, Indonesien und Malaysia diskriminiere, da diese in einer Phase der landwirtschaftlichen Expansion sind. Das Gesetz geriet durch diese Entwicklungen unter weiteren Druck, da es die ohnehin angespannten Verhandlungen für ein Freihandelsabkommen mit dem Mercosur-Raum erschwert.
Eine Verzögerung des Inkrafttretens des Gesetzes um ein Jahr wurde in Betracht gezogen, da Bedenken über die EU-weite Vorbereitung auf die notwendige Dokumentation bestehen. Besonders konservative Gesetzgeber unterstützten eine neue Kategorie 'kein Risiko', die Unternehmen in Ländern ohne Entwaldung von den Regeln ausnehmen würde. Kritiker wie Michael Rice von der NGO ClientEarth argumentieren jedoch, dass dieser Vorschlag das gesamte Gesetz unterminiere. Auch Umweltaktivisten und liberale Abgeordnete brachten ihre Bedenken zum Ausdruck und betonten, dass diese Ausnahme neue Schlupflöcher für die Zerstörung wertvoller Wälder öffne.
Der Beschluss markiert eine bedeutende Bewährungsprobe für die ehrgeizigen Umweltgesetze der EU, vor dem Hintergrund eines neu gewählten, stärker rechtsgerichteten Europäischen Parlaments. Beobachter sowie EU-Diplomaten äußerten zudem Bedenken hinsichtlich möglicher WTO-Klagen, da die WTO-Kompatibilität der vorgeschlagenen Änderungen unklar ist. Die Europäische Kommission kündigte an, die Ergebnisse der Abstimmung sorgfältig zu analysieren, bevor sie eine endgültige Position bezieht.