26. November, 2024

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EU-Mercosur-Abkommen: Ein Jahrhundertprojekt mit Hürden

EU-Mercosur-Abkommen: Ein Jahrhundertprojekt mit Hürden

Nach über zwei Jahrzehnten zäher Verhandlungen steht das Handelsabkommen zwischen der Europäischen Union und dem südamerikanischen Mercosur-Bündnis, bestehend aus Brasilien, Argentinien, Paraguay, Uruguay und Bolivien, noch immer aus. Ein Entwurf des Abkommens wurde bereits 2019 vorgestellt, aber uneinheitliche Ansichten in Bezug auf Umwelt-, Wirtschafts- und Politikaspekte verzögern die endgültige Ratifizierung.

Das Abkommen zielt darauf ab, eine der größten Freihandelszonen weltweit zu schaffen. Mit über 700 Millionen Menschen und etwa einem Viertel des globalen Bruttoinlandsprodukts soll es ähnlich wie das nordamerikanische Handelsabkommen Zollhindernisse reduzieren und den Handel vereinfachen. Die EU könnte durch niedrigere Zölle auf Autos, Maschinen und Chemikalien profitieren, während Mercosur-Länder besseren Marktzugang für Agrarprodukte wie Rindfleisch, Geflügel und Zucker erlangen würden.

Besondere Widersprüche kommen von europäischen Landwirten, vor allem aus Frankreich, die einen Preisdruck durch südamerikanische Produkte fürchten. Sie betonen, dass günstigere Einfuhrzölle oder zollfreie Kontingente ihrer Landwirtschaft schaden könnten. Beispielsweise soll Rindfleisch mit einem reduzierten Zollsatz von 7,5% und Geflügel zollfrei importiert werden. Ein Bericht der Europäischen Kommission im Oktober wirft weitere Schatten auf das Abkommen. Er bemängelt, dass Brasilien nicht garantieren kann, dass sein exportiertes Rindfleisch frei vom in der EU verbotenen Wachstumshormon "oestradiol 17-β" ist.

Unterstützung erhält das Abkommen insbesondere aus Deutschland, Spanien, Italien und Portugal. Deutschland sieht große Chancen für seine Automobilindustrie in Südamerika. Auch auf der anderen Seite des Atlantiks werfen sich prominente Stimmen für das Abkommen in die Waagschale. Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva betrachtet den Deal als bedeutend für den regionalen Handel und das Wirtschaftswachstum. Unterstützung kommt ebenfalls von Uruguay, Paraguay und dem argentinischen Präsidenten Javier Milei, der damit einen Kurswechsel gegenüber seinem Vorgänger signalisiert.