Die Europäische Kommission hat ein Bußgeld in Höhe von 462,6 Millionen Euro gegen Teva, den weltweit größten Hersteller generischer Arzneimittel, verhängt. Der Vorwurf: Teva habe durch unlautere Geschäftspraktiken die Konkurrenz zu seinem Kassenschlager Copaxone, einem Medikament gegen Multiple Sklerose, behindert.
Laut Kommission nutzte Teva seine marktbeherrschende Stellung aus, um den Patentschutz von Copaxone künstlich zu verlängern. Zudem soll das Unternehmen irreführende Informationen über ein Konkurrenzprodukt verbreitet haben, um dessen Markteintritt zu erschweren. Bereits 2022 hatte die Kommission Teva erstmals wegen wettbewerbswidrigen Verhaltens in diesem Zusammenhang belangt.
Margrethe Vestager, Leiterin der Wettbewerbspolitik der EU, betonte, dass das Bußgeld Tevas unverantwortliches Verhalten und den Missbrauch des Patentsystems adressiere. Sie unterstrich, wie wichtig die Durchsetzung des Wettbewerbs im Pharmasektor für die Erschwinglichkeit von Medikamenten, die Sicherung der Behandlungsvielfalt und die Förderung von Innovation sei – alles zum Wohle der Patienten und der nationalen Gesundheitssysteme in der EU.
Besonders betroffen von Tevas Praktiken waren Märkte in Belgien, Tschechien, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Polen und Spanien. Teva soll irreführende Informationen über Sicherheit, Wirksamkeit und therapeutische Äquivalenz eines konkurrierenden Medikaments verbreitet haben, um die Marktdominanz von Copaxone zu sichern.
Teva zeigte sich tief enttäuscht von der Entscheidung und kündigte an, in Berufung zu gehen. Das Unternehmen betonte, stets gesetzeskonform und ethisch korrekt zu handeln und ein zuverlässiger Partner für Europa und seine Gesundheitssysteme zu sein.
Dies ist nicht das erste Mal, dass Teva in der EU mit einer Geldstrafe belegt wird. 2020 musste der Pharmariese gemeinsam mit dem ehemaligen Rivalen Cephalon 60,5 Millionen Euro zahlen, weil sie den Preis des Schlafmittels Modafinil manipuliert hatten. Auch außerhalb der EU geriet Teva bereits in rechtliche Auseinandersetzungen und musste unter anderem in den USA 2015 eine Strafe von 1,2 Milliarden Dollar wegen wettbewerbswidriger Praktiken entrichten.