24. September, 2024

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EU-Kommission untersucht mögliche Kartellverstöße: Razzien bei Nasdaq und Deutsche Börse

EU-Kommission untersucht mögliche Kartellverstöße: Razzien bei Nasdaq und Deutsche Börse

EU-Beamte haben umfassende Durchsuchungen bei den zentralen Börsenbetreibern Nasdaq und Deutsche Börse durchgeführt. Anlass sind mögliche Verstöße gegen das Kartellrecht im Bereich der Finanzderivate.

Bereits am Montagabend teilte die Europäische Kommission mit, dass unangekündigte Inspektionen in Büros von Unternehmen in zwei Ländern der EU block durchgeführt wurden. Der Fokus der Ermittlungen liegt auf Finanzderivaten, die als Verträge zur Nachbildung von Preisen zugrundeliegender Vermögenswerte wie Anleihen, Aktien oder Zinsen fungieren.

Deutsche Börse, Europas größter Börsenbetreiber nach Marktwert, bestätigte die Nachforschungen und sicherte volle Kooperation zu. Nasdaq äußerte sich ähnlich und erklärte, das Unternehmen habe sich verpflichtet, die Untersuchung der Europäischen Kommission vollständig zu unterstützen.

Der EU geht es darum festzustellen, ob die Unternehmen gegen EU-Recht verstoßen haben, indem sie sich an wettbewerbsbeschränkenden Geschäftspraktiken beteiligten. Die Kommission nannte keine Namen der Zielunternehmen, jedoch betonte eine nahe stehende Quelle von Deutsche Börse, dass es sich nur um einen sehr begrenzten Bereich des Finanzderivate-Geschäfts handele, was keine Notwendigkeit für Rückstellungen für mögliche Bußgelder darstelle.

Die Razzien bedeuten nicht zwangsläufig, dass die Unternehmen tatsächlich gegen Wettbewerbsgesetze verstoßen haben. Die Dauer der Untersuchung sei von verschiedenen Faktoren abhängig, eingeschlossen der Komplexität des Falles und dem Ausmaß der Zusammenarbeit der betroffenen Unternehmen.

Nasdaq ist einer der weltweit größten Börsenbetreiber und bietet in der EU Märkte in Schweden, Dänemark und Finnland sowie den Handel mit Aktien, Anleihen und Rohstoffderivaten an. Deutsche Börse betreibt die Frankfurter Wertpapierbörse und Eurex, die größte Derivate-Handelsplattform der Region. Letzten Monat wurden auf der in Eschborn ansässigen Eurex über 154 Millionen Verträge gehandelt.

Zusätzlich besitzt Deutsche Börse einen 75-prozentigen Anteil an der in Leipzig ansässigen European Energy Exchange, die den Handel mit Energie-, Gas- und anderen Rohstoffderivaten ermöglicht. Bemerkenswert ist auch, dass schwedische Behörden letztes Jahr Nasdaq Stockholm untersuchten, ob die Börse Insiderhandel nicht gemeldet habe.

Der Finanzdienstleistungssektor ist nicht der einzige Bereich, der unter Beobachtung der Brüsseler Regulierungsbehörden steht. Im Juli 2021 verhängte die EU eine Geldstrafe von 875 Millionen Euro gegen BMW und Volkswagen wegen Absprachen zur Verhinderung der Einführung sauberer Emissionstechnologie.