Der estnische Ministerpräsident Kristen Michal betont die Notwendigkeit einer entschlossenen europäischen Politik gegenüber Russland im andauernden Konflikt in der Ukraine. Die russische Strategie sei klar und basiere darauf, nur vor stärkeren Gegnern zurückzuweichen, erklärte Michal dem "Spiegel". Somit sei ein Ende des Krieges nur abzusehen, wenn Russland empfindet, auf dem Schlachtfeld keine Fortschritte erzielen zu können.
Michal weist darauf hin, dass Wladimir Putin keine bemerkenswerten strategischen Erfolge erzielt habe. Weder sei die schnelle Einnahme Kiews gelungen, noch sei die NATO geschwächt worden. Vielmehr hätten sich die Ukraine verteidigen und die NATO durch die Mitgliedschaft von Schweden und Finnland stärken können. Michal übernahm sein Amt als Ministerpräsident im Juli 2024, nachdem seine Vorgängerin Kaja Kallas zur EU-Außenkommissarin ernannt worden war.
In Anbetracht der unsicheren Haltung des designierten US-Präsidenten Donald Trump bezüglich der NATO betont Michal die Dringlichkeit europäischer Anstrengungen zur Stärkung der Sicherheit. Estland investiere im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt erheblich in die Verteidigung, vergleichbar nur mit Polen innerhalb der NATO. Dennoch bleibe die Erkenntnis, dass Wohlstand ohne Sicherheit nicht zu erzielen sei.