Nach einem verheerenden israelischen Luftangriff im Süden des Gazastreifens, bei dem zahlreiche Menschen ums Leben kamen, ist die Aussicht auf eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln der Hamas ungewiss. Chalil al-Hajja, Vize-Vorsitzender der Hamas, erklärte dem arabischen Fernsehsender Al Dschasira, dass alle Optionen – einschließlich des Abbruchs der Verhandlungen – offen seien. Die Hamas bestätigte, dass ihr militärischer Anführer, Mohammed Deif, bei dem Angriff nicht getötet wurde, was Ali Barakeh der Deutschen Presse-Agentur in Beirut bekräftigte.
Während Israels Armee westlich der Stadt Chan Junis auf den Hamas-Führer zielte, sind die genauen Auswirkungen des Angriffs noch unklar. Premierminister Benjamin Netanjahu erklärte, es fehle an gesicherten Informationen über den Tod Deifs und Rafa Salama, des Kommandeurs der Chan-Junis-Brigade. Dieser Angriff ist der jüngste in einer Reihe von militärischen Auseinandersetzungen, die nach einem Massaker im Oktober letzten Jahres begannen.
Die Hamas-nahe Gesundheitsbehörde berichtete, dass bei dem Angriff mindestens 90 Menschen starben und 300 weitere verletzt wurden. Israels Armee betonte, dass das Ziel ein eingezäuntes Gebiet war, das ausschließlich von Hamas-Terroristen genutzt wurde. Die Angaben konnten jedoch bislang nicht unabhängig verifiziert werden. Ein israelischer Militärvertreter unterstrich die Absicht, die gesamte Hamas-Führung – einschließlich Jihija al-Sinwar und Ismail Hanija – zu eliminieren.
Parallel dazu hat Daniel Barnea, der Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad, eine weitere Gesprächsrunde in der katarischen Hauptstadt Doha geplant, um die Verhandlungen fortzusetzen. In Israel selbst kam es zu Demonstrationen, bei denen Tausende Menschen in Tel Aviv und Jerusalem ein Abkommen zur Befreiung der rund 120 Geiseln forderten.
Die Eskalation greift auch auf den Libanon über. Nach Raketenbeschuss durch die Hisbollah bombardierte die israelische Luftwaffe deren Stellungen im Südlibanon sowie militärische Ziele in Syrien, was zu weiteren Toten und Verletzten führte. Auch diese Angaben konnten bislang nicht unabhängig geprüft werden. Der Iran, ein enger Verbündeter Syriens, könnte hierbei eine Rolle spielen.