Der andauernde Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hat in den vergangenen Tagen erneut zu einer verheerenden Eskalation geführt. Mehr als 20 Menschen wurden bei Angriffen, darunter Bomben- und Raketenbeschuss, getötet. In der zentralukrainischen Stadt Poltawa traf eine Rakete ein Wohnhaus und führte zu mindestens 14 Todesopfern, darunter zwei Kinder sowie eine ganze Familie. Diese Tragödie wird durch die Aussagen von Andrij Jermak, dem Chef der Präsidialverwaltung in Kiew, unterstrichen.
Zusätzliche Opfer wurden in den Regionen Sumy und Charkiw gemeldet, wo ebenfalls russische Luftangriffe stattfanden. Besonderes Entsetzen löste ein Angriff in Sudscha aus, einem Gebiet unter ukrainischer Kontrolle, wo eine russische Gleitbombe ein Schulinternat traf. Hier starben mindestens vier Menschen und zahlreiche wurden verletzt. Die betroffenen Zivilisten, viele ältere Menschen, Frauen und Kinder, waren russische Staatsangehörige.
Die gegenseitigen Schuldzuweisungen zwischen Moskau und Kiew erhitzen die ohnehin angespannte Lage. Das russische Verteidigungsministerium machte die ukrainischen Streitkräfte für den Beschuss von Sudscha verantwortlich und warf Kiew ein Kriegsverbrechen vor. Im Gegenzug widerlegte die ukrainische Luftwaffe anhand von Flugbahnberechnungen die Beschuldigungen und stellte klar, dass es sich um eine russische Lenkbombe handeln müsse. Tatjana Moskalkowa, Moskaus Menschenrechtsbeauftragte, appellierte an internationale Organisationen, die Vorfälle zu verurteilen.
Präsident Wolodymyr Selenskyj kritisierte in einer emotionalen Ansprache das rücksichtslose Vorgehen der russischen Armee, die auch eigene Zivilisten nicht schone. Er forderte zudem eine rigorose Bestrafung all jener, die Russland mit Mitteln und Komponenten für seine Rüstungsindustrie unterstützen und damit Völkerrechtsverletzungen ermöglichen.
Der Kommandeur der ukrainischen Landstreitkräfte, Mychajlo Drapatyj, zeigte sich zudem besorgt über die zunehmende Gewalt gegen Militärangehörige und forderte harte Maßnahmen gegen die Verantwortlichen solcher Übergriffe.