30. September, 2024

Politik

Eskalation im Nahen Osten: Israelischer Luftschlag tötet Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah

Eskalation im Nahen Osten: Israelischer Luftschlag tötet Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah

Die jüngste Eskalation des Konflikts zwischen Israel und der Hisbollah, einer von Iran unterstützten militant schiitischen Gruppierung, hat mit dem tödlichen Luftschlag auf den langjährigen Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah einen dramatischen Höhepunkt erreicht. Trotz der Freude in Israel über den Erfolg des Angriffs warnt Professor Fawaz Gerges von der London School of Economics, dass dieser Triumph verfrüht ist und potenziell weitreichende Konsequenzen haben könnte. In den letzten Monaten hat die Hisbollah aufgrund gezielter Angriffe seitens Israels erhebliche Verluste erlitten. Neben Nasrallah wurden mehrere hochrangige Hisbollah-Kommandeure ausgeschaltet. Israel setzte dabei sowohl präzisionsgelenkte Militärschläge als auch gezielte Attentate mittels Pager und Funkgeräten gegen Mitglieder der Organisation ein. Trotzdem stellt Gerges klar, dass die reine militärische Beseitigung von Hisbollah-Führern nicht ausreicht, um die Organisation dauerhaft zu schwächen oder gar zu zerstören. Ein zentraler Punkt der Eskalation ist Premierminister Benjamin Netanyahus Ziel, die Rückkehr der etwa 60.000 vertriebenen Israelis aus dem Norden des Landes zu ermöglichen. Doch der derzeitige Kurs bleibt umstritten, da er die Entschlossenheit der Hisbollah-Anhänger in der Region stärken und die Stabilität weiter gefährden könnte. Historisch gesehen hat die Hisbollah nach dem Verlust einiger führender Köpfe eher an Stärke gewonnen, wie die Fälle von Abbas al-Musawi im Jahr 1992 und Imad Mughniyeh im Jahr 2008 belegen. Auch jetzt dürfte der langjährige Stellvertreter Nasrallahs, Hashem Safieddine, die Führung übernommen haben. Die tiefgreifende gesellschaftliche und politische Verankerung der Hisbollah in Libanon - illustriert durch ihre sozialen Dienste und 13 Parlamentsabgeordneten - stellt für Israel eine weitere Herausforderung dar. Die Organisation zeichnet sich durch ihre sogenannte „asabiyya“, die soziale Solidarität, aus, was sie widerstandsfähig gegen interne Verluste und externe Bedrohungen macht. Die Erfahrungen der USA in Afghanistan und Irak zeigen, dass die Bekämpfung einer entschlossenen Widerstandsbewegung äußerst herausfordernd ist. Als nicht staatliche paramilitärische Organisation kann die Hisbollah asymmetrische Kriegsführung zu ihrem Vorteil nutzen, indem sie langanhaltende Guerillaaktionen durchführt, die es Israel erschweren, die vertriebenen Anwohner in den Norden des Landes zurückzuführen. Ein weiterer Vergleich zu Hamas zeigt, dass die Hisbollah weit über deren militärische Kapazitäten hinausgeht. Mit bis zu 50.000 bewaffneten und ausgebildeten Kämpfern sowie einem Arsenal von zehntausenden Raketen, einschließlich gelenkter ballistischer Raketen, bleibt die Organisation ein gewaltiger Gegner im Nahen Osten.