Die angespannte Lage im Nahen Osten hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Nach der gezielten Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah durch die israelische Armee ist die Situation hochbrisant. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu richtete scharfe Worte an den Iran: „Wer uns angreift, den greifen wir an“, betonte er und warnte, dass Israel in der Region überall zuschlagen könne.
Innerhalb des Libanons verschärft sich die Lage weiter. Das israelische Militär attackiert kontinuierlich Stellungen der Hisbollah im Süden des Landes sowie in Vororten von Beirut. Bei den jüngsten Angriffen wurde der Hisbollah-Sicherheitschef Nabil Kauk getötet. Im Gegenzug feuert die Miliz Raketen auf Israel, was zu frequentem Raketenalarm im Land führt.
Die innerlibanesischen Spannungen könnten in einen neuen Konflikt münden. Beobachter sind sich über die möglichen Folgen der Tötung Nasrallahs unsicher. Eine dreitägige Staatstrauer wurde ausgerufen, doch blieb die Hisbollah bisher Details zur Beisetzung des Generalsekretärs sowie zu einem Nachfolger schuldig.
Der Iran warnt vor der Gefahr eines ausgedehnten Nahost-Konflikts. Außenminister Abbas Araghchi sieht die Welt am Rande einer Krise und fordert eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats. Israel habe, laut Araghchi, terroristische Aggression gegen Beirut verübt.
Parallel führte die israelische Luftwaffe Luftangriffe auf den Jemen durch. Ziele waren unter anderem Kraftwerke und ein Hafen, über den die proiranischen Huthi-Milizen angeblich Waffen schmuggeln. Dies war eine Reaktion auf Huthi-Raketenangriffe gegen Israel, erklärt die Armee.
US-Präsident Joe Biden verteidigte Israels Aktionen als "Maßnahme der Gerechtigkeit" und bekräftigte das Recht des Landes auf Selbstverteidigung. Gleichzeitig rief er zu diplomatischen Lösungen auf, um die eskalierenden Konflikte im Gazastreifen und im Libanon zu beruhigen.
Der Libanon, geplagt von einem politischen Machtvakuum und konfessionellen Spannungen, steht vor inneren Zerwürfnissen. Hisbollahs Rolle und Beliebtheit in der Bevölkerung sind derzeit unklar. Verteidigungsminister Nadschib Mikati warnt vor massiven Vertreibungen, in einer Größenordnung von bis zu einer Million Menschen.
Israel soll beim Angriff auf Nasrallahs Versteck in Beirut Bomben mit einem enormen Gewicht eingesetzt haben. Berichten zufolge waren darunter auch bunkerbrechende Bomben, die tiefe militärische Schutzräume durchdringen konnten. Eine offizielle Bestätigung gibt es hierfür jedoch nicht.