19. September, 2024

Politik

Eskalation im Nahen Osten: Befürchteter Großangriff der Hisbollah auf Israel

Eskalation im Nahen Osten: Befürchteter Großangriff der Hisbollah auf Israel

Nach einer offenbar koordinierten Attacke auf technische Geräte der Hisbollah, die mindestens 32 Todesopfer und über 3000 Verletzte forderte, wächst die Sorge vor einer groß angelegten Vergeltungsaktion der libanesischen Miliz gegen Israel. Militär- und Geheimdienstexperten vermuten Israel hinter den Explosionen von Hunderten Pagern und Funkgeräten. Die Hisbollah greift seit Beginn des Gaza-Kriegs regelmäßig Ziele in Israel an, um ihre Solidarität mit der Hamas zu demonstrieren.

Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah äußerte sich bislang nicht direkt zu den Vorfällen. In ihrer offiziellen Mitteilung bestätigte die Hisbollah jedoch die Todesfälle, ohne die genauen Hintergründe zu benennen. Israel schweigt bisher zu den mutmaßlichen Angriffen.

Lokalberichte zeichnen ein düsteres Bild, insbesondere aus Beirut, wo Bewohner von furchterregenden Szenen nach den Explosionen berichten. Die libanesische Luftfahrtbehörde hat daraufhin das Mitführen von Pagern oder Walkie-Talkies in Flugzeugen untersagt. Währenddessen kündigte Israels Verteidigungsminister Joav Galant eine Verlagerung des militärischen Schwerpunkts auf den nördlichen Bereich an, was auf eine erhöhte Bedrohung durch die Hisbollah hindeutet.

Die Hisbollah, als stärkster nichtstaatlicher Akteur in der Region mit geschätzten 150.000 Raketen, steht angesichts dieser Eskalation vor einem Dilemma. Einerseits möchte sie den Druck auf Israel beibehalten, andererseits aber auch das Risiko eines umfassenden Krieges im Libanon minimieren. Experten gehen davon aus, dass eine bedeutendere militärische Antwort der Hisbollah auf die jüngsten Verluste noch Wochen auf sich warten lassen könnte.

Israels Regierung steht auch innenpolitisch unter zunehmendem Druck. Der Sicherheitsrat hat die Rückkehr der geflüchteten israelischen Bürger in das Grenzgebiet als ein essentielles Kriegsziel definiert. Seit Beginn der Konflikte flohen rund 110.000 Menschen aus dem libanesischen Grenzgebiet, während auf israelischer Seite etwa 60.000 Menschen ihre Heimat verließen.

Die Hoffnung auf eine Deeskalation durch ein Abkommen im Gaza-Krieg hat sich bisher nicht erfüllt. Ohne eine Feuerpause im Gazastreifen wird die Hisbollah ihre Angriffe auf Israel vermutlich nicht einstellen, was die Situation weiter anheizt. Innerhalb Israels gibt es verschiedene Ansichten zur Strategie gegen die Hisbollah und die kürzlichen Aktionen, manche sehen sie als notwendige Warnung, andere fürchten eine gefährliche Eskalation.