Während die Aussicht auf eine zweite Amtszeit Donald Trumps als US-Präsident der deutschen Wirtschaft Sorgen bereitet, zeigt sich an den Börsen ein gegensätzliches Bild. Insbesondere die exportorientierten deutschen Unternehmen blicken mit Besorgnis auf mögliche Zölle, die Trump in seinem Wahlkampf als Schutzmaßnahme für die US-amerikanische Wirtschaft ankündigte. Industrieverbände und Außenhandelsexperten warnen vor Handelsrestriktionen. Die deutsche Industrie sieht der möglichen Rückkehr Trumps ins Weiße Haus skeptisch entgegen. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) äußerte am Mittwoch, dass breitangelegte Zölle von 10% oder gar 20% auf alle Importe sowie 60% auf Importe aus China nicht nur Deutschland und der EU schaden, sondern auch die US-Wirtschaft massiv beeinträchtigen würden. Der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura, betonte: ‚Die Welt braucht weniger, nicht mehr Handelsbeschränkungen.‘ Zudem könne ein US-Präsident nicht allein auf das Motto ‚America first‘ setzen. Deutschland steht in einer Zeit globaler Umwälzungen weiterhin in enger Partnerschaft mit den USA, dem wichtigsten Handelspartner und Verbündeten. Jandura unterstrich: ‚Wir setzen auf die Fortsetzung der traditionell guten transatlantischen Beziehungen.‘ Das Münchener ifo Institut warnt davor, dass deutsche Exporte in die USA um 15% sinken könnten, falls Trump seine Drohung ernst macht und Zölle von 20% auf Waren aus der EU sowie 60% auf Waren aus China erhebt. Dies würde auch die Exporte nach China stark treffen, mit einer prognostizierten Verringerung um 10%. Der ifo-Präsident Clemens Fuest erklärte: ‚Trump verfolgt eine deutlich protektionistische Agenda, die höhere Importzölle und stärkere Beschränkungen des internationalen Handels bevorzugt.‘ Das Institut rät Deutschland und der EU, ihre eigene Position zu stärken, durch tiefere Integration des EU-Dienstleistungsmarktes und glaubwürdige Gegenmaßnahmen gegenüber den USA. Ökonomen befürchten eine Eskalation und ein verlangsamtes Wachstum. Es wird erwartet, dass Trump im nächsten Jahr zunächst selektive, Schlagzeilen generierende Zölle verhängen und weitere Maßnahmen androhen könnte. ‚Eine solche Eskalation der Handelskonflikte könnte unser derzeitiges Wachstumsszenario für 2025 für Deutschland von 0,5% um etwa 0,2 Prozentpunkte und für andere europäische Länder um etwa 0,1 Prozentpunkte senken‘, meinten Ökonomen der Berenberg Bank. Sollten die USA tatsächlich einen 10%-Zoll auf alle Importe aus Europa verhängen, könnte der Schaden noch größer ausfallen, so die Einschätzung. Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, erklärte: ‚Die Zölle werden nicht nur deutsche Waren in den USA verteuern, sondern dürften auch zu Gegenzöllen der EU führen, was den Außenhandel zusätzlich belasten würde.‘