In Großbritannien werden Stimmen lauter, die eine nationale Untersuchung zu den Aktivitäten von Missbrauchsnetzwerken in Städten fordern. Diese Forderungen erhielten jüngst neuen Auftrieb, nachdem Elon Musk den Jahrzehnte alten Skandal erneut zur Sprache brachte. Ein 2022 vorgelegter Bericht von Professor Alexis Jay hatte detaillierte Empfehlungen zur Bekämpfung des Problems formuliert. Jay betonte kürzlich, es gäbe genug Studien und Diskussionen: 'Die notwendigen Maßnahmen liegen vor, es gilt, sie umzusetzen.' Zu diesen Empfehlungen gehörten unter anderem eine gesetzliche Meldepflicht für Angehörige bestimmter Berufszweige bei Verdacht auf Kindesmissbrauch und die Einrichtung einer nationalen Entschädigungsregelung für Opfer. Zudem wurde die Gründung einer Kinderschutzbehörde gefordert, die befugt ist, jegliche kinderbezogene Einrichtungen zu inspizieren. Einige zentrale Empfehlungen, wie die Einführung eines robusteren Altersnachweises bei Online-Plattformen, wurden zwar mit dem Online Safety Act teilweise umgesetzt, jedoch fehlen Maßnahmen zur obligatorischen Vorabprüfung von Missbrauchsbildern. Auch sah der Bericht strafrechtliche Sanktionen für Personen vor, die Missbrauch nicht melden – ein Aspekt, den Innenministerin Yvette Cooper im kommenden Crime and Policing Bill aufnehmen will. Trotz laufender gesetzgeberischer Bemühungen bleiben viele Empfehlungen, darunter die Aufhebung der dreijährigen Verjährungsfrist für Schadenersatzklagen von Missbrauchsopfern und die Einrichtung eines nationalen finanziellen Entschädigungssystems, unberücksichtigt. Auch weitere Maßnahmen, wie der Ausschluss bestimmter Personen von der Arbeit mit Kindern und die Bereitstellung therapeutischer Unterstützung für Opfer, sind noch nicht umgesetzt. Am Mittwoch wird die konservative Opposition die Regierung im Parlament herausfordern, um eine erneute Untersuchung der Skandale zu erzwingen. Sie kritisieren, dass der Jay-Bericht nur sechs Städte untersucht habe, obwohl die Missbrauchsnetzwerke in über 40 Städten aktiv waren. Trotz des Drucks der Opposition betonte die Opferministerin Alex Davies-Jones die Gründlichkeit der bereits durchgeführten Untersuchungen und sah die Umsetzung der Empfehlungen als vordringliche Aufgabe. Seit 2014 läuft in Großbritannien die Operation Stovewood, die bislang 39 Verurteilungen mit einer Gesamthaftstrafe von fast 500 Jahren hervorbrachte. Zahlreiche weitere Gerichtsverfahren und Ermittlungen laufen, was die Dringlichkeit effektiver Schutzmaßnahmen unterstreicht.