Erneuerbare Energien, insbesondere Solar- und Windkraft, werden als wesentliche Elemente für den Wiederaufbau des ukrainischen Stromnetzes betrachtet. Diese Ansicht vertritt Marie-Louise Arlt von der Universität Bayreuth, die gemeinsam mit Wissenschaftlern der ETH Zürich, der TU München und der Iwano-Frankiwsk Nationalen Technischen Universität für Öl und Gas eine wegweisende Studie zu diesem Thema erarbeitet hat. Die Untersuchung legt nahe, dass die Ukraine mittels erneuerbarer Energien eine installierte Kapazität von 219 Gigawatt erreichen könnte, was die bisherige Leistung von 59 Gigawatt weit übertrifft.
Die Studie verdeutlicht, dass die russischen Angriffe verheerende Auswirkungen auf die ukrainische Energieinfrastruktur hatten, mit über 70 Prozent Zerstörung der Stromerzeugungskapazitäten. Besonders betroffen ist die Ostukraine, da dort die größten Anlagen ansässig sind. Laut Arlt ist der Einsatz erneuerbarer Energien eine strategische Notwendigkeit. Der Fokus liegt darauf, die Energieversorgung schnell, sicher und robust wiederherzustellen und die Abhängigkeit von Energieimporten zu verringern.
Die Vorteile erneuerbarer Energien sind bereits sichtbar. Photovoltaikanlagen versorgen unter anderem Schulen mit Energie, wenn das zentrale Netz ausfällt. Arlt betont, dass die Studie als Diskussionsgrundlage für potenzielle Investitionsentscheidungen, etwa durch die EU-Kommission, dient. Fragen zur Akzeptanz dieser Technologien in der ukrainischen Bevölkerung bleiben noch offen, doch die natürlichen Ressourcen und Bevölkerungsdichte des Landes könnten hier von Vorteil sein.