Ein alarmierender Bericht des Max Rubner-Instituts (MRI) in Karlsruhe zeigt, dass Kleinkinder in Deutschland doppelt so viel ungesunde Lebensmittel konsumieren, als empfohlen wird. Die Studie, die den Lebensmittelverzehr von Kindern bis fünf Jahren untersuchte, deckt auf, dass speziell der Verzehr von Süßigkeiten und Softdrinks weitaus höher liegt als ratsam. Besonders beunruhigend ist die Erkenntnis, dass Jungen tendenziell ungesünder essen als Mädchen.
Prof. Regina Ensenauer, Leiterin des Instituts für Kinderernährung am MRI, betont die zentrale Bedeutung der ersten 1000 Tage von der Schwangerschaft bis zum Ende des zweiten Lebensjahres. Fehlerhafte Essgewohnheiten in dieser Zeit könnten weitreichende negative Folgen, wie Übergewicht oder Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes Typ II, nach sich ziehen. Laut Ensenauer beträgt der Anteil von Süßigkeiten und Softdrinks bei der täglichen Energiezufuhr der jungen Kinder bis zu einem Drittel.
Bereits ab dem zweiten Lebensjahr lassen sich ungünstige Essgewohnheiten erkennen, die sich im dritten Lebensjahr noch verstärken. Jungen greifen häufiger zu ungesunden Snacks und Softdrinks als Mädchen. Dennoch appelliert Ensenauer an die Eltern, ein komplettes Verbot von Süßem zu vermeiden. Vielmehr solle die Menge und Häufigkeit im Auge behalten werden. Eltern sollten eine ausgewogene Mischkost vorleben und gemeinsam mit dem Kind das Essen zubereiten und genießen.
Für die Studie analysierten die Wissenschaftler des MRI Daten aus der Kinder-Ernährungsstudie des Bundesinstituts für Risikobewertung, die von 2014 bis 2017 durchgeführt wurde. Die aktuellen Auswertungen umfassen Daten von 890 Kindern, die Protokolle über ihre Nahrungsaufnahme führten. Erschreckend ist, dass ungesunde Lebensmittel im Durchschnitt 25 bis 36 Prozent der täglichen Energiezufuhr ausmachen, während maximal 10 Prozent empfohlen sind.
Die Aufnahme von Vitamin D und Jod ist jedoch zu niedrig, ebenso wie die Eisenaufnahme bei Kleinkindern und die Kalziumaufnahme bei Vorschulkindern. Ensenauer empfiehlt, im Haushalt Jodsalz zu verwenden und Vitamin D bis zum zweiten erlebten Sommer eines Kleinkindes als Tablette zuzuführen. Die jüngsten Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift "Frontiers in Nutrition" publiziert.