Zum ersten Mal seit über einem Jahr verzeichnet der Immobilienmarkt der Eurozone einen Anstieg bei den Hauspreisen. Laut offiziellen Statistiken von Eurostat erhöhten sich die Immobilienwerte im zweiten Quartal um 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Entwicklung folgt auf eine Serie von vier aufeinanderfolgenden Quartalen mit rückläufigen Zahlen, wobei die jüngsten Daten auf sinkende Hypothekenzinsen zurückzuführen sind, die eine Erholung des Sektors unterstützen.
Der europäische Immobilienmarkt litt unter der Belastung steigender Darlehenskosten seit Anfang 2022, als die Europäische Zentralbank (EZB) begann, ihre Zinssätze anzuheben. Doch in diesem Jahr haben sich die Hypothekenzinsen dank erwarteter Zinssenkungen der EZB verringert, deren Einlagenzinssatz nun bei 3,5 Prozent liegt, nach Kürzungen im Juni und September. Die Anleger gehen von einer weiteren Zinssenkung im nächsten Monat aus.
Tomasz Wieladek, Chefökonom bei der Investmentgesellschaft T Rowe Price, betont, dass sich die Erschwinglichkeit von Hypotheken durch einen robusten Arbeitsmarkt und ein gestiegenes verfügbares Einkommen infolge gesunkener Energiepreise erheblich verbessert hat. Auch Franziska Biehl, Ökonomin bei ING, sieht in den steigenden Löhnen, die im Vergleich zur Inflation stärker zulegen, einen unterstützenden Faktor für die Erholung des Wohnimmobiliensektors.
Trotz dieser Erholung bleiben Herausforderungen bestehen. In Deutschland, dem schwer getroffenen Markt, stiegen die Immobilienpreise zwar im letzten Quartal um 1,3 Prozent, sind aber immer noch 12 Prozent von ihrem Höchststand 2022 entfernt. Während in Ländern wie den Niederlanden, Spanien und Portugal jährliche Preisanstiege nahe 8 Prozent verzeichnet wurden, meldete Kroatien sogar einen Anstieg um 10 Prozent. Auf der anderen Seite sind die Immobilienpreise in Frankreich weiterhin rückläufig und lagen 4,6 Prozent unter dem Vorjahreswert.
Andrew Kenningham von der Beratungsgesellschaft Capital Economics betrachtet die zukünftigen Preisanstiege in der Eurozone als begrenzt. Er weist auf die bereits in den Zinssätzen abgebildeten gesunkenen EZB-Borrowingkosten hin und bezeichnet das gesamtwirtschaftliche Umfeld in der Eurozone als 'schwach'. Er erwartet keinen starken Sprung der Immobilienpreise, da Deutschland mit Wettbewerbsverlusten zu kämpfen hat und Frankreich vor einer Phase der Sparmaßnahmen steht.