Ökonomen haben eine neue Welle nach oben korrigierter Zinsprognosen für Brasilien lanciert und beziehen sich dabei auf verschlechterte Inflationserwartungen, eine schwächere Währung und andauernde Bedenken hinsichtlich der fiskalischen Aussichten der größten Volkswirtschaft Lateinamerikas. Citi prognostizierte, dass die Zinsen im Juni bei 15,50% ihren Höhepunkt erreichen werden, in Einklang mit ähnlichen Einschätzungen von Itau, XP und Santander. Laut Citi sind weitere Zinssenkungen erst im kommenden Jahr zu erwarten, da die Zentralbank Brasiliens auf die Verschlechterung der Inflationsaussichten reagieren dürfte. Itau hatte bereits am Montag ihre Prognose für den Selic-Zins von 15% auf 15,75% zur Jahresmitte erhöht und rechnet damit, dass dieser Kurs bis 2025 bestehen bleibt. Die Bank wies darauf hin, dass eine weitere Währungsabwertung und/oder Verschlechterung der Erwartungen den Straffungszyklus verlängern und Zinssenkungen möglicherweise bis 2026 verzögern könnte. Auch XP und Santander haben ihre Prognosen mit mittlerweile 15,50% für dieses Jahr angepasst. Diese Entwicklungen gewannen an Dynamik seit dem letzten Jahr, als die Regierung unter Präsident Luiz Inacio Lula da Silva ein fiskalpolitisches Maßnahmenpaket vorstellte, das die Märkte enttäuschte, die Währung schwächte und die Zinsfutures steigen ließ. Trotz Zinserhöhungen durch die Zentralbank im Dezember hat sich die Lage bisher nicht verbessert. Die Inflation erreichte Ende 2024 mit 4,83% einen Wert, der über dem oberen Grenzwert der Toleranz von 4,5% liegt. Von der Zentralbank wöchentlich befragte Ökonomen haben ihre Erwartungen stetig erhöht und rechnen dieses Jahr mit einem Verbraucherpreisanstieg von 5,08% und nächstes Jahr von 4,10%.