20. April, 2025

Wirtschaft

Erhöhte Sozialabgaben: Ökonomische Fachleute warnen vor den Folgen

Die jüngsten Prognosen zu den sozialen Abgaben in Deutschland zeichnen ein zunehmend besorgniserregendes Bild. Experten erwarten bereits für das kommende Jahr einen spürbaren Anstieg der Beiträge für die Krankenkassen um etwa 0,2 Beitragssatzpunkte, sollten keine Reformen implementiert werden. Der angesehene Gesundheitsökonom Jürgen Wasem äußerte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass ohne umfassende strukturelle Veränderungen mit einer kontinuierlichen Erhöhung der Sozialbeiträge zu rechnen sei.

Untersuchungen des Berliner Forschungsinstituts IGES zeigen, dass im Januar Durchschnittsverdiener bereits eine erhebliche Erhöhung ihrer Beitragsbelastung erleben mussten, die zu zusätzlichen jährlichen Kosten von rund 255 Euro führte. Ohne weitere Gegenmaßnahmen könnte diese finanzielle Belastung für die Bürger weiter steigen. Prognosen legen nahe, dass die Gesamtbelastung durch die sozialen Sicherungssysteme zwischen 46 und 53 Prozent anwachsen könnte, was dringende Reformen erforderlich macht, um die finanzielle Stabilität der Bürger zu gewährleisten.

Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), kritisierte in diesem Kontext den aktuellen Koalitionsvertrag scharf. Seiner Meinung nach tragen teure Versprechen der Regierung, wie das stabile Rentenniveau und die erweiterte Mütterrente, zu einer potenziellen Kostenexplosion bei und setzen keinen klaren Fokus auf die Begrenzung der Beitragssteigerungen. Die steigenden Sozialabgaben dämpfen zudem den privaten Konsum, was eine signifikante Behinderung der wirtschaftlichen Erholung in Deutschland darstellt.

Auch Nicolas Ziebarth vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung betont, dass ohne tiefgreifende Reformen der Druck durch soziale Kosten weiterhin ungebremst steigen wird. Diese Einschätzung teilt auch Jochen Pimpertz vom Institut der deutschen Wirtschaft. Er kritisiert insbesondere die Verzögerung politischer Entscheidungen zugunsten unverbindlicher Kommissionen, die konkrete Lösungsvorschläge auf die lange Bank schieben. Pimpertz warnt davor, dass die erst für 2027 erwarteten Reformvorschläge zur Kranken- und Pflegeversicherung den dringend benötigten Weg aus der gegenwärtigen Problematik erheblich verzögern könnten, und damit die drängenden Herausforderungen nicht rechtzeitig und adäquat adressiert werden.