Der Erdgasmarkt erlebt derzeit einen markanten Anstieg der Preise, nachdem die Ukraine den Durchleitungsstopp von russischem Gas nach Europa erwirkt hat. Der wegweisende Terminkontrakt TTF für die Lieferung im kommenden Monat erreichte an der Amsterdamer Börse einen Spitzenwert von 51 Euro pro Megawattstunde (MWh), das höchste Niveau seit Oktober 2023. Noch vor den Weihnachtstagen lag der Preis unter 46 Euro.
Vormittags zogen sich die Kurse jedoch leicht zurück und bewegten sich am Mittag bei etwa 49,47 Euro. Der Grund für diesen Preissprung liegt im kompletten Lieferstopp von russischem Gas durch die Ukraine seit dem Neujahrsmorgen. Die Entscheidung, den Transitvertrag nicht zu verlängern, ist Teil der ukrainischen Strategie, den Kreml von Einnahmen abzuschneiden, die auch zur Kriegsfinanzierung genutzt werden.
Russisches Gas machte im Juni des Vorjahres 18 Prozent der EU-Importe aus, ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu den 45 Prozent im Jahr 2021. Obwohl der Landweg via Ukraine versperrt ist, erreicht LNG (verflüssigtes Erdgas) die europäische Küste weiterhin auf dem Seeweg.
Analysten verweisen auf das Risiko steigender Kosten für die Gaslagerbestände, die durch die geringeren Reserven im Winter verstärkt werden könnten. Rohstoffexperte Lohmann Rasmussen von Global Risk Management sieht darin eine Herausforderung für den Markt. Aktuell melden die deutschen Speicher einen Füllstand von knapp 80 Prozent.
Seit Mitte Dezember sind die Erdgaspreise um etwa 26 Prozent gestiegen. Trotz dieser Entwicklung liegen die Preise deutlich unter den Spitzenwerten von über 300 Euro, die während der frühen Phase des Ukraine-Konflikts verzeichnet wurden.