19. November, 2024

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Eon-Chef Birnbaum fordert Energiewende mit Weitsicht

Eon-Chef Birnbaum fordert Energiewende mit Weitsicht

Leonhard Birnbaum, Vorstandsvorsitzender des deutschen Energieriesen Eon, fordert von der zukünftigen Bundesregierung eine strategische Neuausrichtung in der Energiepolitik. Derzeitigen Ansatz sieht er kritisch: Preis- und Mengenrisiken sollten nicht einseitig auf die Stromverbraucher abgewälzt werden. Birnbaum spricht sich dafür aus, dass Investoren in erneuerbare Energien bei Netzüberlastungen die finanziellen Risiken selbst tragen sollten.

Die bisherige Praxis, Anlagenbetreibern bei Netzengpässen Kompensationen zu zahlen, die letztlich die Stromkunden belasten, hält er für ineffizient. Seiner Ansicht nach würden Investoren ihre Projekte sorgfältiger auswählen, wenn sie die finanziellen Konsequenzen von Zwangsabschaltungen selbst zu tragen hätten. Hier müsse die Politik weniger detailliert, dafür mehr marktgesteuert und ordnungspolitisch handeln.

Gleichzeitig plädiert Birnbaum dafür, auf wenige, flexible Ziele im Bereich der erneuerbaren Energien zu setzen, statt auf detaillierte Ausbauvorgaben. Dies schließe innovative Lösungen und ein gesundes Maß an Flexibilität ein. Marktsignale sollten stärker in den Fokus rücken, um Investitionen nach tatsächlichem Bedarf zu lenken. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz könne dabei helfen, das System effizienter zu betreiben.

Die vollständige Elektrifizierung, insbesondere in Bereichen, die noch stark von fossilen Brennstoffen abhängig sind, sei essenziell für eine erfolgreiche Energiewende. Diese Umstellung bietet den doppelten Vorteil, grüne Energie effizienter zu nutzen und den Gesamtenergieverbrauch zu reduzieren. Zwar führen Elektrifizierungsmaßnahmen anfangs zu Kostensteigerungen, langfristig jedoch könnten Strompreise stabil oder sogar rückläufig sein, was sich positiv auf die Gesamtenergiekosten der Verbraucher auswirkt.

Birnbaum sieht in einer potenziellen neuen Regierung unter einem unionsgeführten Kanzler Friedrich Merz Chancen für eine stärkere Fokussierung auf Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit. Die kommende Legislaturperiode soll nach Birnbaums Ansicht von Reformfreudigkeit geprägt sein, unabhängig vom Wahlausgang.

Eon, Hauptsitz in Essen, zählt europaweit 47 Millionen Kunden und ist Deutschlands größter Verteilnetzbetreiber. Dieser Bereich spielt eine zentrale Rolle bei Deutschlands Energiewende hin zur Klimaneutralität.