Eine unerwartete Entspannung zeichnet sich an der Grenze zwischen der Ukraine und dem belarussischen Verbündeten Russland ab. Nachdem es auf beiden Seiten zu einem erheblichen Truppenaufbau gekommen war, verkündete der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko nun das Ende der Konfrontation. Bei einem Truppenbesuch erklärte er, dass die ukrainischen Einheiten aus der Region abgezogen seien und hoffte auf eine anhaltende Entspannung. Diese Aussagen wurden von der staatlichen Nachrichtenagentur Belta veröffentlicht.
Darüber hinaus ordnete Lukaschenko den Rückzug der in den Grenzregionen stationierten belarussischen Einheiten an. Laut Verteidigungsminister Viktor Chrenin wurden die entsprechenden Befehle bereits am Abend des Besuchs an die betroffenen Verbände übermittelt. Dies erfolge auf direkte Anweisung des Präsidenten, betonte Chrenin.
Lukaschenkos Entscheidung folgte auf Berichte über angebliche Truppenansammlungen und Provokationen seitens der Ukraine. Kiew hingegen erklärte, dass die Einheiten lediglich Verteidigungspositionen aufgebaut hätten. Zu Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 hatte Belarus russischen Truppen den Einsatz von seinem Territorium aus gestattet.
Der Kreml reagierte unterdessen mit indirekten Drohungen in Bezug auf die geplante Stationierung von US-Raketen in Europa. Kremlsprecher Dmitri Peskow kündigte eine harte Reaktion an. Er kritisierte die USA für die Stationierung von Raketen, die gegen Russland gerichtet seien und betonte, dass Russland seine eigenen Raketen auf Ziele in Europa ausgerichtet habe. Peskow unterstrich die Abschreckungsfähigkeit Russlands, bemerkte jedoch, dass die Hauptstädte europäischer Staaten potenzielle Opfer seien.
Das ukrainische Militär meldete zudem einen erfolgreichen Drohnenangriff auf ein Treibstofflager in der russischen Region Rostow am Don. Laut der ukrainischen Nachrichtenagentur Unian ging ein Lager mit rund 12.500 Kubikmetern Treibstoff in Flammen auf. Unabhängig überprüfen ließen sich diese Angaben bislang nicht. Der ukrainische Sicherheitsdienst setzte demnach seine Präzisionsangriffe auf russische Energiekomplexe fort, die den Krieg gegen die Ukraine unterstützen.
Parallel dazu wurden bei russischen Angriffen auf zivile Ziele in der Ukraine mindestens vier Menschen getötet. Die südukrainische Region Cherson und die nordostukrainische Region Charkiw erlitten die schwersten Verluste. In Charkiw kamen zwei Menschen ums Leben und weitere 22 wurden verletzt, als russische Streitkräfte einen Bahnhof und Bahnanlagen beschossen.