Amazon-Mitarbeiter in Alabama bereiten sich auf eine erneute Abstimmung über die Gewerkschaftsbildung vor, nachdem ein Bundesrichter festgestellt hat, dass der Konzern die letzte Wahl unrechtmäßig beeinflusst hat. Dies wird das dritte Mal in drei Jahren sein, dass die Beschäftigten des Logistikzentrums in Bessemer über eine gewerkschaftliche Vertretung entscheiden dürfen. Der für Arbeitsrecht zuständige Richter Michael Silverstein ordnete die erneute Abstimmung an, nachdem er sechs Verstöße von Amazon vor der Wahl im März 2022 festgestellt hatte. Dazu gehörten unter anderem die Überwachung der Gewerkschaftsaktivitäten der Beschäftigten und die Androhung der Schließung des Werks im Falle einer Pro-Gewerkschaftsentscheidung. Ferner hätten Manager Material entfernt, das für die Gewerkschaft warb, während gewerkschaftsgegnerische Inhalte stehen blieben. Nach einer ähnlichen Beanstandung durch das Nationale Arbeitsbeziehungsboard hatte es bereits 2022 eine Wiederholung der Wahl gegeben. Die aktuelle Entscheidung folgt auf ausführliche Zeugenvernehmungen und spiegelt die fortwährenden rechtlichen Auseinandersetzungen zwischen Amazon, der Nationalen Arbeitsbeziehungsbehörde und den Gewerkschaften wider. Einzelne Bundesstaaten wie Kalifornien haben Amazon in der Vergangenheit wegen Arbeitsrechtsverletzungen zur Verantwortung gezogen. Sowohl Amazon als auch die Gewerkschaft, die die Wahl in Bessemer organisiert hatte, kündigten an, gegen die Entscheidung Rechtsmittel einzulegen. Stuart Appelbaum, Präsident der Einzelhandels-, Großhandels- und Warenhausgewerkschaft, begrüßte zwar die Feststellungen der Gerichte, äußerte jedoch Bedenken, dass Amazon ohne weitergehende Maßnahmen erneut gegen Arbeitsgesetze verstoßen könnte. Die Gewerkschaft forderte Zugang zu privaten Meetings zwischen Amazon-Vertretern und Beschäftigten sowie Schulungen für Amazon-Aufsichtspersonen in Arbeitsrecht, was jedoch vom Richter abgelehnt wurde. Appelbaum betonte, dass die Gewerkschaft gegen dieses Urteil vorgehen werde, um sicherzustellen, dass Amazon zur Rechenschaft gezogen wird. Mary Kate Paradis, Sprecherin von Amazon, äußerte entschiedene Ablehnung gegenüber dem Gerichtsurteil und kündigte an, in Berufung zu gehen. Sie erklärte, dass die Mitarbeiter von BHM1 bereits zweimal gegen eine Gewerkschaft gestimmt hätten und dass die Entscheidung sowohl faktisch als auch rechtlich falsch sei. Es sei bedauerlich, dass das Nationale Arbeitsbeziehungsboard und die Gewerkschaft eine dritte Abstimmung erzwingen wollen, anstatt die Meinung der Belegschaft zu respektieren.