Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat in einer überraschenden und umstrittenen Entscheidung seinen Verteidigungsminister Joav Galant entlassen. Diese Maßnahme stößt sowohl im Inland als auch bei internationalen Partnern auf Kopfschütteln und massive Kritik. In Israel selbst gingen empörte Bürger auf die Straßen, um gegen die Entscheidung zu protestieren, während die Opposition besorgt reagierte. Auch die USA, trotz interner Wahlbeschäftigung weiterhin ein wichtiger Verbündeter Israels, äußerten höchstes Lob für den entlassenen Minister. Israels Präsident wiederum warnte vor einer politischen Spaltung in dieser ohnehin kritischen Zeit.
Demonstrationen brachen in Städten wie Tel Aviv, Jerusalem und Haifa aus, bei denen Bürger lautstark gegen die Regierung Netanjahu protestierten und einige Straßen blockierten. Diese Proteste verdeutlichen die ohnehin gespannte Situation im Land, das sich in militärischen Auseinandersetzungen mit der Hamas im Gazastreifen und der Hisbollah im Libanon befindet. Präsident Izchak Herzog betonte die Notwendigkeit nationaler Einheit und warnte vor Zeichen der Schwäche gegenüber Israels Feinden.
Der angesehene frühere Elitesoldat Joav Galant hatte das Amt seit Ende 2022 inne und war bekannt für seine pragmatische Herangehensweise und seine guten Beziehungen zur US-Regierung. Netanjahu begründete seine Entscheidung mit einem angeblich zerrütteten Vertrauensverhältnis, insbesondere im Zusammenhang mit Galants Ansätzen zur Geiselbefreiung im Gazastreifen, die das Kriegsziel eines totalen Siegs infrage stellten.
Galant seinerseits kritisierte, dass seine Entlassung auf wichtige Forderungen zurückzuführen sei, darunter die gerechte Verteilung der Verteidigungslasten und die Notwendigkeit einer Untersuchung zu vergangenen Angriffen. Sein Ansatz, der auf einen diplomatischen Weg zur Lösung des Konflikts abzielte, war seinen Koalitionspartnern, insbesondere den ultrareligiösen Parteien, ein Dorn im Auge.
An Galants Stelle tritt nun der bisherige Außenminister Israel Katz als neuer Verteidigungsminister. Katz, ein enger Verbündeter von Netanjahu, zeichnet sich durch eine scharfe Rhetorik aus, die auf eine Fortführung der militärischen Härte schließen lässt. Seine Ernennung könnte den Einfluss der rechten Parteien im Kabinett weiter stärken.
Einigen Analysten zufolge könnte das Timing der Entlassung mit den aktuellen politischen Entwicklungen in den USA zusammenhängen. Netanjahu hofft offenbar auf eine politische Wende in Washington, die ihm freundlich gesinnter als die derzeitige US-Regierung gegenübersteht. Die weiteren Entwicklungen im Nahostkonflikt bleiben daher unter einem scharfen internationalen Augenmerk.