Die Finanzwelt ist voller dramatischer Geschichten, doch wenige davon sind so einprägsam wie der Fall von Enron. Vor 23 Jahren scheiterte das einst vielversprechende Energiehandelsunternehmen inmitten eines Netzes aus Lügen und zweifelhaften Buchhaltungstricks. Nun sorgt eine überraschende Meldung am Jahrestag des Bankrotts für Aufsehen: Enron scheint mit einer „mutigen neuen Vision“ zurückzukehren.
Das verkündete am 2. Dezember die neue Enron-Website und wirft damit Fragen auf: Ist dies lediglich Satire, und wer steckt hinter dem vermeintlichen Neustart? Die Seite bietet typische PR-Elemente, darunter inspirierende Videos wie eine Ballerina am Strand oder einen Raketenstart. Sie klingen nach „Wiedergeburt“ und der Akzeptanz von Wandel und enden mit dem Satz: „Ich bin Enron“ von verschiedenen Personen unterschiedlicher Herkunft.
Auch in Houston, Enrons ehemaliger Heimatstadt, fordert ein Billboard mit dem Enron-Logo und dem Satz „Wir sind zurück. Können wir reden?“ zum Gespräch auf. Doch die "neuen" Enron-AGBs enthüllen die Wahrheit: Die Website ist geschützte Parodie, ein Kunstwerk, das lediglich der Unterhaltung dient.
Wer steckt also hinter diesem Stunt? Ein Sprecher verschweigt zwar die Identitäten der Verantwortlichen, verspricht aber, dass bald weitere Informationen folgen werden. „Derzeit haben wir über die Pressemitteilung hinaus keinen weiteren Kommentar“, so seine E-Mail an CBS MoneyWatch.
Das Statement nennt ambitionierte, aber wortreiche Ziele wie „erlaubnisfreie Innovation“ und Lösungen der Energiekrise. Enron wolle auf skalierbare, nachhaltige Lösungen setzen, etwa Investitionen in erneuerbare Energien, fortschrittliche Energiespeicher und moderne Energieverteilungssysteme.
Doch was geschah mit dem echten Enron? Nach dem Insolvenzantrag am 2. Dezember 2001 wegen versteckter Schulden, geschönter Gewinne und Bilanzbetruges verloren tausende von Mitarbeitern ihre Arbeit und Millionen von Investoren ihr Vermögen. Zahlreiche Führungskräfte, darunter der ehemalige CEO Jeffrey Skilling, wurden angeklagt. Skilling wurde 2006 wegen Betrugs und Verschwörung zu 24 Jahren Haft verurteilt und 2018 entlassen.