Vor zwei Jahren überraschte der Arts Council England die Musikszene mit einer drastischen Kürzung der Fördermittel der English National Opera (ENO) und der Herausforderung, ein neues Geschäftsmodell außerhalb Londons zu entwickeln. Nun hat die ENO ihre ersten Pläne für eine dreijährige Partnerschaft mit der Region Greater Manchester bekannt gegeben, mit dem Ziel, dort bis 2029 fest etabliert zu sein.
Anstelle eines festen Theaters wird die ENO in Manchester auf eine Vielzahl von Veranstaltungsorten setzen. Groß inszenierte Produktionen sind nicht geplant, doch wird es unter anderem eine neue Inszenierung von Brittens Albert Herring und eine semi-inszenierte Konzertversion von Mozarts Così fan tutte in der Bridgewater Hall geben. Hinzu kommen Projekte, die Oper in die Gemeinschaft bringen sollen, wie die Gründung einer Jugendoperngesellschaft oder Programme zur kreativen Entwicklung neuer Werke.
Interessanterweise soll Manchester keine Oper im großen Stil erhalten, was der Tourneen von Opera North zugutekommt, die regelmäßig am Lowry gastiert. Diese Entscheidung erlaubt es ENO, ein Großteil der Fördermittel weiterhin für ihre Präsenz in London zu nutzen und vermeidet erhebliche Kosten durch den Transport des Orchesters zwischen den beiden Städten.
Die neue Geschäftsführung unter Jenny Mollica sieht dies als Chance, die ENO neu zu positionieren und sich für die Zukunft breiter aufzustellen. Die Kooperation mit Partnern in der Region Manchester ermöglicht innovative Ansätze, um Oper einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und Kreativität zu fördern. 'Manchester wird eine Art Motorraum sein, um neue Werke für das Unternehmen zu entwickeln', so Mollica.
Während der Betrieb in London fortgesetzt wird und mit künstlerischem Erfolg aufwarten kann, zeigen die Pläne in Manchester eine strategische Neuausrichtung der ENO, angesichts des wachsenden Drucks auf öffentliche Finanzen und sinkende Zuschauerzahlen.