18. Dezember, 2024

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Energieversorgung der USA: Risiken durch steigende Nachfrage und schleppenden Ausbau

Energieversorgung der USA: Risiken durch steigende Nachfrage und schleppenden Ausbau

Die Vereinigten Staaten stehen vor einer potenziell kritischen Energieversorgungssituation, da etwa die Hälfte des Landes in den kommenden zehn Jahren erhöhte Risiken von Stromunterbrechungen und Maßnahmen zur Stromeinsparung erleben könnte, warnt die North American Electric Reliability Corporation (NERC). Dieser Warnung zufolge steigt der Stromverbrauch, was vor allem auf die zunehmende Nutzung von KI-Datenzentren sowie die Elektrifizierung von Gebäuden und Transportwesen zurückzuführen ist. Zugleich kommt der Ausbau der Stromerzeugung nicht schnell genug voran, was ein sich verschärfendes Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zur Folge hat.

John Moura, Direktor der Zuverlässigkeitsbeurteilung und Leistungsanalyse bei NERC, weist darauf hin, dass eine solche Nachfragezunahme seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt wurde. Dies stellt die bestehende Infrastruktur vor erhebliche Herausforderungen, da deren Ausbau nicht mit dem Bedarf Schritt halten kann. Besonders der Midcontinent Independent System Operator, der das Stromnetz in 15 Staaten betreibt, ist selbst bei normaler Spitzenlast besonders gefährdet, Engpässe zu erleiden.

Auch andere Netzbetreiber wie PJM Interconnection, ISO New England sowie die Betreiber in Texas und Kalifornien weisen erhöhte Risiken auf, insbesondere bei extremen Temperaturen. Im Gegensatz dazu sind Teile im Nordwesten, Nordosten, Südosten und Mittleren Westen besser gerüstet, um langfristig die Stromversorgung aufrechtzuerhalten.

Zu den Risikofaktoren zählt neben der steigenden Nachfrage auch die geplante Stilllegung von fossilen Kraftwerken. Laut NERC stehen bis 2034 bestätigte Stilllegungen von 78 Gigawatt an, während weitere 37 Gigawatt zur Schließung angekündigt sind. Dies erhöht die Dringlichkeit für neue Kapazitäten, denn ein Gigawatt kann bis zu eine Million US-Haushalte mit Strom versorgen.

NERC, eine gemeinnützige Regulierungsorganisation Nordamerikas, widmet sich der Entwicklung von Industriestandards, Beurteilungen und Prognosen mit Fokus auf die Zuverlässigkeit und Sicherheit des Stromnetzes.