Die Ukraine hat der Republik Moldau angesichts der aktuellen Energiekrise ein verlockendes Angebot gemacht: Kohle für Strom. Präsident Wolodymyr Selenskyj eröffnete nach einem Treffen mit der moldauischen Präsidentin Maia Sandu, dass sein Land bereit sei, der Moldau Kohle zu einem günstigen Preis oder sogar kostenlos zur Verfügung zu stellen, vorausgesetzt, die Ukraine erhält daraus erzeugten Strom. Diese Initiative kommt zu einer Zeit, in der beide Länder unter erheblichen Energieengpässen leiden. Der anhaltende Beschuss ukrainischer Energieinfrastrukturen durch Russland hat in der Ukraine zu einer Stromknappheit geführt. Gleichzeitig sieht sich die Republik Moldau, inklusive der abtrünnigen Region Transnistrien, seit dem Ende russischer Gaslieferungen zu Jahresbeginn einer ähnlichen Krise gegenüber. Russland wirft der Moldau vor, Gasschulden von rund 700 Millionen Euro nicht beglichen zu haben, woraufhin Gazprom die Gaslieferungen stoppte. Ein gut ausbalanciertes Szenario zeichnet sich jedoch ab: Das auf Kohle umgestellte Kraftwerk in Transnistrien könnte theoretisch den Strombedarf der gesamten Region decken und zusätzlich die Republik Moldau sowie die Ukraine versorgen. Präsident Selenskyj zufolge liegt die Produktionskapazität des Kraftwerks beim Zehnfachen des momentanen Strombedarfs Transnistriens. Die Frage bleibt, ob die moskaufreundliche Transnistrien-Führung in dieser schweren Krise mit dem Versorgungsangebot kooperieren wird. Bisher hat die Region vor allem Russlands Vorwürfe wiederholt und behauptet, die moldauische Regierung habe die Krise absichtlich herbeigeführt.