Die jüngsten militärischen Angriffe Russlands auf die Energieinfrastruktur der Ukraine haben massive Auswirkungen: Im Land beginnen heute planmäßige Stromabschaltungen, wie der nationale Versorger Ukrenerho mitgeteilt hat. Diese Maßnahme soll in zunächst verschiedenen Regionen über Stunden hinweg erfolgen, um der beschädigten Infrastruktur die Möglichkeit zur Stabilisierung zu geben. Trotz intensiver Schutzvorbereitungen ist es russischen Kräften gelungen, mit Raketen und Drohnen die Abwehrsysteme zu durchdringen. Josep Borrell, der EU-Außenbeauftragte, verurteilte das Vorgehen scharf und bezeichnete die Angriffe als Terror gegen die Zivilbevölkerung, die vor dem Winter ohne Strom dasteht. Über die Plattform X kündigte Borrell an, dass die EU ihre Bemühungen zur Unterstützung der Ukraine mit Luftabwehrsystemen intensivieren wolle, und wird dieses Thema beim kommenden Treffen der EU-Außen- und Verteidigungsminister zur Priorität machen. Um der hohen Gefahr weiterer Angriffe zu begegnen, hat die Ukraine zudem die Leistung ihrer Atomkraftwerke vorsorglich gedrosselt. Laut Rafael Grossi, Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde, seien zwar keine Kernkraftwerke direkt getroffen worden, es lägen jedoch Schäden an gebundener Infrastruktur vor. Derzeit sind nur zwei von neun Reaktoren im vollen Einsatz. Diese Vorsichtsmaßnahme zeigt die tiefe Verwundbarkeit der ukrainischen Energieinfrastruktur und die möglichen Gefahren für die nukleare Sicherheit im Land. In der Hauptstadt Kiew und anderen Regionen der Ukraine war die Nacht von erneuten Raketenalarmen geprägt. Ein Angriff in der Großstadt Sumy forderte nach offiziellen Angaben mindestens zehn Todesopfer, darunter auch Kinder. Rettungskräfte durchkämmen immer noch die Trümmer auf der Suche nach Überlebenden und weiteren Opfern. In Russland wurde ebenfalls Alarm ausgelöst: In Brjansk sollen 26 ukrainische Drohnen von der Flugabwehr abgeschossen worden sein, wie lokale Behörden berichten. Auch in anderen Regionen, wie Tula und Woronesch, gab es Alarm, jedoch keine Berichte über Schäden. Ein ähnliches Bild ergab sich in Moskau, wo zwei Drohnen abgefangen wurden, ohne dass durch Trümmer Schäden entstanden sind.