Die Debatte um den Klimawandel hat sich gewandelt: Nicht mehr das Ob, sondern das Wie und Wann der Energiewende steht im Vordergrund. Dharshan Wignarajah, Direktor des Londoner Büros der Climate Policy Initiative, betont, dass die Geschwindigkeit des Übergangs entscheidend ist. Die Konferenz der Vertragsparteien (COP), an der er 2021 unter britischer Präsidentschaft mitwirkte, rückt Finanzfragen zunehmend ins Zentrum – schließlich geht es darum, wer die Kosten trägt.
Entwicklungsländer sind besonders auf die Finanzierung durch multilaterale Entwicklungsbanken angewiesen, im Gegensatz zu den Industrienationen. In den USA und Kanada finanzieren kommerzielle Banken und Unternehmen über die Hälfte der klimafreundlichen Projekte, während in Afrika südlich der Sahara private Kreditgeber nur 7 % ausmachen. Hohe Kreditzinsen erschweren es Entwicklungsländern, auf private Gelder zuzugreifen. Die Internationale Entwicklungsorganisation, ein Teil der Weltbank, nutzt ihre hohen Bonitätsbewertungen, um Ländern wie Kenia bessere Kreditkonditionen zu bieten.
Doch manche Projekte dieser Banken laufen den Klimazielen zuwider. Entwicklungsbanken, so der Clean Air Fund, zählen weltweit nach wie vor zu den größten Förderern von fossilen Energieprojekten. Eine paradoxe Situation, wie Jane Burston, CEO des Clean Air Fund, kritisiert: Die Entwicklungszusammenarbeit sollte Ländern den Sprung direkt zu erneuerbaren Energien ermöglichen.
Ein Beispiel für solch widersprüchliches Handeln: Die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung gewährte 2018 105 Millionen Dollar zur Sanierung von Kohlekraftwerken in Indien. Doch die Maßnahmen führten zu effizienteren Kraftwerken mit reduzierten Emissionen. Die Weltbank finanzierte zwischen 2018 und 2022 fossile Energien mit 2,7 Milliarden Dollar und investierte gleichzeitig massiv in erneuerbare Energien, darunter 120 Millionen Dollar für Solaranlagen in Indien.
Mit einem Anstieg der internationalen Investitionen in fossile Brennstoffe, die 2024 voraussichtlich 1,1 Billionen Dollar erreichen, bleiben multilaterale Banken bedeutende Akteure bei Projekten, die fossile Energien unterstützen. Diese unklaren Prioritäten rufen Kritiker wie Bronwen Tucker von Oil Change International auf den Plan, die fordern, dass reiche Länder mit Spenden einspringen und den Klimawandel bekämpfen.
Die Weltbank und die Asiatische Entwicklungsbank haben ihr Klimafinanzierungsengagement gesteigert. Die Weltbank verzeichnete zuletzt 42,6 Milliarden Dollar an Klimafinanzen und plant, fast die Hälfte ihrer Kredite dafür einzusetzen. Die Asiatische Entwicklungsbank, die ihre Investitionen in Kohle in Vietnam 2017 einstellte, förderte 2023 Klimaprojekte mit 9,8 Milliarden Dollar und plant bis 2030 Investitionen in Höhe von 100 Milliarden Dollar.
Ein Hoffnungsschimmer: Vietnams Windausbauplan, der ihm einen Platz unter den führenden Ländern der geplanten Windkraftanlagen weltweit einräumt. Dort stieß die Asiatische Entwicklungsbank in den Jahren 2021 bis 2022 etwa 60 Millionen Dollar für Windprojekte zu.