24. Dezember, 2024

Unternehmen

Ende für Schkopau? Dow prüft Zukunft von Traditionswerk in Sachsen-Anhalt

Der US-Chemiekonzern Dow setzt vier deutsche Standorte auf den Prüfstand – darunter das Werk in Schkopau mit seiner bewegten DDR-Vergangenheit. Ein Stück Industriegeschichte könnte bald vor dem Aus stehen.

Ende für Schkopau? Dow prüft Zukunft von Traditionswerk in Sachsen-Anhalt
Das Chemiewerk, einst Symbol der DDR-Industrie, steht erneut auf der Kippe. Dow plant eine strategische Überprüfung – und könnte Schkopau, wie auch andere Standorte in Deutschland, schließen oder reduzieren.

Prüfstand für alte Industrien

Dow hat in Deutschland rund 3.600 Mitarbeiter an 13 Standorten. Vier dieser Werke, darunter Schkopau, könnten jetzt zur Disposition stehen. Neben dem Polyurethan-Werk in Sachsen-Anhalt sind auch Standorte in Stade, Böhlen und Ahlen betroffen.

Dow will eine „strategische Überprüfung“ bis Mitte kommenden Jahres abschließen, um sich klar zu werden, ob und wie es an den betroffenen Standorten weitergeht.

„Es ist verfrüht, über mögliche Schließungen zu sprechen,“ beschwichtigt eine Unternehmenssprecherin.

Doch in der Region sorgt die Nachricht für Unruhe. Schkopau ist nicht nur ein Produktionsstandort, sondern ein Ort mit reicher Industriegeschichte, die bis in die Zeit der DDR zurückreicht.

Viele Einwohner blicken nostalgisch auf die Ära der „Plaste und Elaste“-Werbung an den Transitstrecken.

Ein Standort mit Tradition und Wandel

Schkopau ist weit mehr als nur ein Chemiewerk. 1995 übernahm Dow den Standort von der Treuhand, nachdem die DDR den ehemals staatlich geführten Betrieb privatisieren musste.

Einst arbeiteten Zehntausende in Schkopau, heute sind es nur noch wenige. Die strategische Neuausrichtung des Konzerns könnte den Standort weiter schrumpfen lassen oder ganz zum Erliegen bringen.

Die Übernahme führte zu Massenentlassungen, und ein Teil der Anlage wurde stillgelegt – eine schwierige Phase für die Region, die sich in den Jahren nach der Wende mühsam neu orientieren musste. Zu Spitzenzeiten, in der DDR, waren hier rund 18.000 Menschen beschäftigt.

Die Ursprünge der Buna-Werke in Schkopau liegen allerdings noch weiter zurück: Während der nationalsozialistischen Aufrüstungspolitik wurden sie gegründet, um Deutschland unabhängiger von Importen zu machen. Nach dem Krieg wurde der Standort zu einem Eckpfeiler der chemischen Industrie der DDR.

Chemiekonzern im globalen Wettbewerb

Doch die industrielle Landschaft hat sich geändert. Mit wachsendem Druck auf dem globalen Kunststoffmarkt und fehlender Erholung in Europa sowie China kämpft Dow heute um profitablere Strukturen. Jim Fitterling, CEO von Dow, hatte bei der Vorstellung der Quartalszahlen nur einen moderaten Umsatzanstieg bekanntgegeben – die Nachfrage in Europa bleibt schwach, und das macht den amerikanischen Konkurrenten von BASF nervös.

Die strategische Überprüfung der Werke in Deutschland ist ein Schritt, um Kosten zu senken und die Zukunft des Unternehmens zu sichern.

Die Werke in Schkopau und an anderen Standorten produzieren Polyurethan (PU-Kunststoff), das in vielen Branchen verwendet wird: von Dämmmaterialien für die Bauindustrie bis hin zu Schaumstoffen in der Möbelbranche.

Der Markt für Polyurethane, traditionell ein Wachstumssektor, hat jedoch ebenfalls mit Herausforderungen zu kämpfen, da globale Lieferketten und der Wettbewerb aus Asien die Peise drücken.

Das könnte Sie auch interessieren:

Kaufprämien und Krisenplan? Frankreichs Forderung für die Industrie
Frankreichs Industrieminister Marc Ferracci fordert umfassende EU-Hilfen für europäische Hersteller – von E-Auto-Prämien bis zu Schutzzöllen für Stahl. Vor dem deutsch-französischen Wirtschaftstag in Berlin stellt Paris klare Forderungen.