Starke Zahlen – doch wie lange hält der Aufwärtstrend?
Die Hannover Rück kann mit ihren Geschäftszahlen für 2023 zufrieden sein. Der weltweit drittgrößte Rückversicherer hat sein Gewinnziel erreicht und will 2024 den Überschuss weiter steigern – auf rund 2,4 Milliarden Euro. Doch während die Nachfrage hoch bleibt, zeigen sich erste Anzeichen für eine Abschwächung im Markt: Die Preise für Rückversicherungen gingen inflations- und risikobereinigt um 2,1 Prozent zurück.
Warum die Rückversicherung boomt – und wo die Risiken liegen
Die vergangenen Jahre waren für Rückversicherer ein Ausnahmefall. Naturkatastrophen, Pandemiefolgen und geopolitische Unsicherheiten haben die Nachfrage nach Versicherungsschutz in die Höhe getrieben. Unternehmen und Versicherer mussten sich absichern – und waren bereit, dafür höhere Prämien zu zahlen.
Doch jetzt zeigt sich eine Trendwende:
- Preisrückgänge trotz hoher Nachfrage – Die Hannover Rück konnte ihre Prämieneinnahmen in der Schaden-Rückversicherung um 7,6 Prozent steigern, doch die inflations- und risikobereinigten Preise gingen leicht zurück. Das zeigt: Kunden akzeptieren nicht mehr jede Preiserhöhung.
- Wettbewerb verschärft sich – Die Branche ist lukrativ, doch das lockt mehr Kapital an. Mehr Angebot bedeutet langfristig Druck auf die Margen.
- Zinsumfeld als zweischneidiges Schwert – Höhere Zinsen verbessern zwar die Anlagemöglichkeiten der Versicherer, aber sie machen alternative Anlageformen attraktiver. Das könnte mittelfristig Investoren abschrecken, zusätzliches Kapital in die Rückversicherung zu pumpen.
Hannover Rück bleibt optimistisch – aber mit Vorsicht
Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz gibt sich dennoch zuversichtlich: Die Nachfrage nach hochwertiger Rückversicherungskapazität sei höher als im Vorjahr, und die Qualität des erneuerten Geschäfts stimme das Management optimistisch. Auch die Schadensituation blieb 2023 trotz einiger Großereignisse unter Kontrolle.
Für 2024 rechnet das Unternehmen weiterhin mit einem profitablen Wachstum, doch der Spielraum für Preiserhöhungen wird enger. Entscheidend wird sein, ob sich die Schadensituationen – etwa durch Naturkatastrophen – stabil halten oder ob Rückversicherer wieder tiefer in die Tasche greifen müssen.