ENCAVIS, einer der führenden Betreiber von Wind- und Solarparks in Europa, zieht die Reißleine: Statt wie geplant über 460 Millionen Euro Umsatz in diesem Jahr zu erzielen, rechnet das Unternehmen nun nur noch mit 425 Millionen Euro. Auch die Gewinnziele wurden angepasst.
Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) wird nicht mehr die angepeilten 175 Millionen Euro erreichen, sondern voraussichtlich zwischen 135 und 145 Millionen Euro liegen.
Ein Dämpfer für Aktionäre, die sich von den regenerativen Energien sichere Renditen erhoffen – und ein weiterer Stolperstein für die Energiewende.
Wetterkapriolen und Projektverzögerungen
Die Gründe für die Korrektur liegen vor allem in der Natur und in den bürokratischen Hürden, die den Bau neuer Anlagen oft erschweren. Während das vergangene Jahr durch überdurchschnittlich gutes Wetter für Solar- und Windenergie glänzte, war 2024 bis jetzt von einem trüben „Standardwetter“ geprägt.
Solaranlagen lieferten weniger als erwartet, und auch die Windkraft schwächelte europaweit. Diese wetterbedingten Einbußen hätten bereits erhebliche Auswirkungen, doch ENCAVIS sieht sich noch weiteren Herausforderungen gegenüber.
Auch die Inbetriebnahme neuer Anlagen verzögert sich. Projekte, die eigentlich längst ans Netz gehen sollten, bleiben durch bürokratische Genehmigungsprozesse und gestiegene Finanzierungskosten in der Warteschleife.
Die steigenden Zinsen verteuern Investitionen und belasten das Geschäft des ENCAVIS Asset Managements, das stark auf den Aufbau und die Verwaltung solcher Projekte setzt.
Sinkende Strompreise setzen Gewinne unter Druck
Das schwierige Umfeld wird durch gesunkene Strompreise weiter verschärft. Noch im Vorjahr konnten Betreiber von Wind- und Solaranlagen von einem hohen Preisniveau profitieren, doch 2024 sieht die Lage anders aus.
Die Energiewende und der vermehrte Ausbau regenerativer Anlagen haben das Angebot auf dem Markt erhöht, während der Bedarf durch staatliche Maßnahmen zur Preisbegrenzung moderat blieb.
Gerade für Unternehmen wie ENCAVIS, die auf langfristige Planbarkeit und Stabilität angewiesen sind, bedeutet dies zusätzliche Unsicherheit.
Ein Rückgang beim Umsatz und weniger Gewinn
Die Auswirkungen auf die Zahlen sind spürbar: Der Umsatz von ENCAVIS sank in den ersten neun Monaten um rund zehn Prozent auf knapp 322 Millionen Euro. Besonders alarmierend ist jedoch der Einbruch des operativen Gewinns um ganze 31 Prozent.
Hier zeigt sich, dass die Herausforderungen in Kombination ihre Spuren hinterlassen und das Ergebnis belasten – weit mehr, als nur das Wetter verantwortlich machen könnte.
Die Energiewende zwischen Planbarkeit und Realpolitik
Für die grüne Energiebranche ist das Signal eindeutig: Der Ausbau regenerativer Energiequellen mag politisch gewollt und gesellschaftlich akzeptiert sein, doch die wirtschaftliche Realität bleibt volatil.
Steigende Zinsen erschweren die Finanzierung, schwankende Strompreise drücken die Margen, und die Abhängigkeit vom Wetter macht die Kalkulation unberechenbar.
Auch für Unternehmen, die als Pioniere der Energiewende gelten, wie ENCAVIS, ist der Weg nicht frei von Hindernissen.
Ein Blick in die Zukunft: Was kommt auf die Aktionäre zu?
Die Frage, die nun im Raum steht, betrifft die Investoren. ENCAVIS gehört zum SDAX und ist für viele Anleger ein wichtiger Baustein im Portfolio nachhaltiger Investments.
Doch mit der gesenkten Prognose kommt auch Unsicherheit: Welche Rolle spielen externe Faktoren in Zukunft für den Ertrag des Unternehmens? Können Investoren mit stabilen Dividenden und Kursgewinnen rechnen, oder droht hier eine Phase der Konsolidierung?