Die diesjährige Weltklimakonferenz in Aserbaidschan sieht sich harter Kritik ausgesetzt: Laut einer aktuellen Datenanalyse sind mindestens 1.773 Lobbyisten aus der Öl-, Gas- und Kohleindustrie offiziell akkreditiert. Die von der Koalition "Kick Big Polluters Out" durchgeführte Untersuchung, basierend auf offen zugänglichen UN-Daten, zeigt die überwältigende Präsenz dieser Interessenvertreter auf, die die Umweltgruppen wie Transparency International, Greenpeace und Global Witness alarmiert hat.
Besonders besorgniserregend: Die fossilen Lobbyisten haben mehr Zugangsrechte als die Vertretungen der zehn am stärksten von der Erderwärmung betroffenen Länder zusammen. Solche Staaten sind unter anderem Tschad, Niger und Sudan. Diese Unausgewogenheit wirft Fragen über den Einfluss der fossilen Brennstoffbranche auf die Klimaverhandlungen auf, wie auch Nnimmo Bassey von "Kick Big Polluters Out" bildlich veranschaulicht: Die fossile Lobby sei "wie eine giftige Schlange, die sich um die Zukunft unseres Planeten windet".
Neben dem problematischen Zugang dieser Lobbyisten wurde der Gastgeber der Konferenz, Aserbaidschan, ebenfalls kritisiert. Staatliche Vertreter, darunter Staatschef Ilham Aliyev, priesen Öl und Gas als "Geschenk Gottes", was für weiteren Unmut bei prominenten Wissenschaftlern und Umweltaktivisten sorgte, die eine Reform des Gastgeber-Auswahlprozesses der Vereinten Nationen fordern.
Der Einfluss der fossilen Industrien bleibt auch nach der Wahl Donald Trumps erheblich, was Christoph Bals von Germanwatch unterstreicht. Besorgniserregend ist auch, dass ein erheblicher Teil der nationalen Delegationen von der Pflicht zur Offenlegung ihrer Engagements befreit bleibt. All dies bleibt im Schatten der letztjährigen Klimakonferenz in Dubai, die mit 2.450 akkreditierten Fossil-Lobbyisten einen Rekord aufstellte.
Angesichts dieser Entwicklungen erneuern prominente Stimmen wie Johan Rockström und Ban Ki-moon ihre Forderung nach einer strikten Beschränkung des Lobby-Zugangs zu den Klimaverhandlungen, um den dringend benötigten nachhaltigen Wandel nicht zu gefährden.