Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, hat mit scharfen Worten einen Übergriff radikaler Siedler im israelisch besetzten Westjordanland angeprangert. Die Anklage betrifft internationale und israelische Aktivisten, darunter auch einen deutschen Staatsbürger, die von extremistischen Siedlern angegriffen wurden, als sie friedlich Palästinenser in ihren Olivenhainen unterstützten. „Diese Attacken stellen ein gut dokumentiertes kriminelles Verhalten dar, sie sind mit allen legalen Mitteln zu verfolgen,“ schrieb Seibert auf der Plattform X und untermauerte seine Aussage mit einem Video, das den Angriff zeigen soll.
Dem Vorfall zufolge, der sich laut Medienberichten am Sonntag in der Ortschaft Kusra nahe Nablus ereignete, begleitete eine Gruppe von Freiwilligen palästinensische Bauern zu deren Olivenhainen, um sie zu schützen. In einem Video, das von der Gruppe selbst aufgenommen wurde, ist zu sehen, wie maskierte Angreifer mit Holzprügeln auf die Aktivisten einschlagen. Mehrere Opfer, darunter ein junger Deutscher, mussten im Krankenhaus von Nablus behandelt werden.
Auch große Medienhäuser wie die „Tagesschau“ und der US-Sender CNN griffen das Thema auf. CNN-Reporter sprachen mit den Opfern, während die israelische Armee den Vorfall bestätigte und angab, Warnschüsse in die Luft abgegeben zu haben. Die Armee verurteile jede Form von Gewalt, hielten sie fest. Laut den Aktivisten gab es jedoch auch Schüsse in Richtung eines Palästinensers.
Seit dem Beginn des Kriegs zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen im Oktober vergangenen Jahres hat die Gewalt militanter Siedler gegen Palästinenser im Westjordanland verstärkt zugenommen. Immer wieder sind Übergriffe im Gange, bei denen Häuser und Autos in Brand gesteckt sowie Felder und Olivenhaine zerstört werden. Auch militante Palästinenser haben ihre Aktivitäten ausgeweitet und liefern sich regelmäßige Gefechte mit der israelischen Armee.
Israel eroberte während des Sechstagekriegs 1967 unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem. Heute leben dort rund 700.000 israelische Siedler unter etwa drei Millionen Palästinensern. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag hatte erst kürzlich in einem nicht verbindlichen Rechtsgutachten die israelische Besatzung und den Siedlungsbau für illegal erklärt.